Manchmal hilft auch der direkte Weg zu Plan C

Wann ist wieder Wochenende?

Ich freue mich sehr.

Wobei… wenn man einmal den Montag überlebt hat, hat man eigentlich schon die ganze Woche im Sack.

Aber ich hätte doch schon ganz gerne mein Wochenende zurück. Nicht, dass ich am vergangenen besonders viel erledigt hätte. Nee, ich habe eine kleine Pause an der Nähmaschine eingelegt, weil die nächsten Geburtstage nahen. Jetzt müsste ich eigentlich ganz viel Fernsehen gucken, weil ich Versäuberungsarbeiten nur vor dem laufenden Fernseher machen kann, aber ach… immer, wenn man das Programm braucht, kommt nichts. Bin ich hingegen unterwegs und habe was vor, kommt grundsätzlich ein neuer Wilsberg oder ein neues starkes Team oder sonst irgendwas, was ich dringend nicht verpassen wollen würde.

Murphys Gesetz.

Ich würde mich ja in Toleranz üben, aber das gelingt mir auch nur beim Fernsehprogramm.

Dienstlich ist sie erschöpft. Gut, dass ich morgen Homeoffice habe. Das war ja heute wieder nicht auszuhalten. Dieser Totentanz am Vormittag, als die liebe Kollegin aus dem Personal noch dachte, ihr Telefon wäre kaputt, weil es nicht klingelte, dabei war die Wahrheit, dass einfach nur keiner angerufen hat. Und dann am Nachmittag der große Dorfbums mit den neuen Leitungskräften, die neuerdings einzeln in der Verwaltung in die Schnittstellen eingearbeitet werden. Das ist mir lieber, als wenn es die alten Kräfte machen, die irgendwie weniger Ahnung von dieser Materie haben.

Das Beste war Kandidat drei. Erst meinte er noch, er käme etwas später. Ich rechnete schnell nach und richtete der lieben Kollegin aus dem Personal, bei der er zuerst vorsprechen musste und die selbst um fünfzehn Uhr dreißig zu gehen gedachte, aus, dass fünfzehn Uhr dreißig okay wäre, aber um sechzehn Uhr zehn schließe ich mein Büro ab, ob der Kollege nun dann gerade drin ist oder nicht.

Sie blieb dann bis sechzehn Uhr zehn mit dem Neuzugang sitzen, und ich habe Überstunden am Kollegen generiert, ohne ein nennenswertes Ergebnis vorweisen zu können.

Denken die eigentlich alle, ich hätte keine Hobbys? Und wenn es auch nur der Umstand ist, dass ich tanzen muss.

Wegen der Feierabendverzögerung habe ich es auch nicht mehr geschafft, die zwei Knöpfe zu kaufen, die ich für die zwei innerhalb von nur vierzehn Stunden Arbeit mehr oder weniger fertiggestellten Geburtstagsgeschenke brauche.

Gut, weil ich zu meiner Soko wollte, aber das geht ja keinen was an. Und eigentlich habe ich ein ganzes Fach voller Knöpfe. Der richtige ist jedoch nicht dabei. Oder doch? Man weiß es einfach nicht, man steckt ja nicht drin.

Ich möchte bei genauerer Betrachtung auch nicht in meinem Knopffach stecken.

Und jetzt gehe ich direkt zu Plan C über. Die alten Fußleisten bleiben drin. Wenn man sie richtig saubermacht, erscheint das Material gar nicht mehr so unregelmäßig, auch verstehe ich den Gedanken, sie überhaupt komplett zu erneuern, gar nicht mehr. Ich stehe doch eigentlich auf Vintage und Fünfzigerjahrelook. Ich streiche die einfach neu. Die Gardinenstange in Form eines naturbelassenen Birkenstammes hat sich schon am Sonnabend, als ich mit Katja mal kurz bei Obi war, zerschlagen, weil es die nur in Durchmessern von zehn Zentimetern gibt, was mit zarter Gardine doof aussieht. Jetzt wird es eine klassische Stange in merlotfarben wie die Fußleisten. Und mein Handwerkerkollege Jens hat mir heute erzählt, dass ich meine Schlafzimmerdecke einfach nur ordentlich grundieren muss und sie dann überstreichen kann.

Er hat mir mit diesem Satz nicht nur den Tag versüßt, sondern auch mein Leben etwas leichter gemacht.

Um diese Leichtigkeit werde ich mich am Wochenende kümmern. Deshalb diese Sehnsucht nach Freitagabend. Ist immerhin ein zart verlängertes Wochenende. Da kann der Kollege dann seinen Blumentopf in Form eines halbierten Gartenzwergs bepflanzen und ich streiche.

Ohne die untere Hälfte eines Zwergs.

Ich brauche keinen Zwerg, ich bin selber klein.

Also, im Sinne von kurz.

Kompakt.

Auf das Beste reduziert.

Das ist doch Beschmu!

Und das alles nur, weil meine alte EC-Karte kaputt war und ich eine neue brauchte. Jetzt habe ich eine ganz tolle neue, die muss man nur noch auf das Kartenlesegerät legen und schon ist alles bezahlt. Sogar mein Name wird auf dem Display genannt. Und Kaffeekochen kann sie wahrscheinlich auch.

Das einzige, was nicht geht und den Zahlvorgang regelmäßig zum Abbruch bringt, ist Geld an der Supermarktkasse abheben. Hat zumindest die Pennykassiererin gesagt. Laut Internet stimmt das nicht, aber die Informationen sind auch hier etwas widersprüchlich.

Ist egal, mit letzter Kraft rannte ich heute zum Geldautomaten, um mich mit etwas Bargeld auszustatten, weil es zu einem bundesweiten Ausfall der Systeme gekommen ist.

Im Baumarkt ging es aber. Schließlich musste ich mir heute einen Meißel kaufen, um meine Fußleisten schöner zu machen. Dafür geht die Karte bei der deutschen Post gleich gar nicht. Ich habe mich sehr über diese Information gefreut. Werde demnächst nur noch mit Münzen bei der Post bezahlen. So!

Und überhaupt habe ich heute sehr viele Informationen bekommen, die mir nicht weiterhalfen.

Zum Beispiel, was Heidi, die mir eigentlich am Sonnabend beim Entrümpeln helfen wollte, alles dazwischengekommen ist, so dass sie jetzt keine Tapeten mit mir ankleben kann. Darüber, dass von den Tapeten keine Rede war, sehe ich jetzt mal hinweg.

Nichtsdestotrotz weigere ich mich mittlerweile regelrecht, einen der von Heidi vorgeschlagenen Handwerker zu engagieren. Wenn die in ihrer Terminplanung ähnlich spontan veranlagt sind, kann ich es auch gleich alleine machen.

Das finde ich sowieso viel erotischer. Habe ich heute gemerkt, als ich ganz ungläubig den letzten Bürstenstrich an meinen Wänden, die nun von jeglicher Leimfarbe befreit sind, getan habe. Auch die fusseligen Raufaserrelikte im Fensterstoß habe ich weg.

Jetzt bin ich völlig k.o., aber auch überglücklich. Kann es noch gar nicht fassen. Das nächste, was ich tun werde, ist, einmal sauberzumachen, den Teppich zu zerschneiden und die alten Fußleisten so zurechtzutrimmen, dass ich neue verlegen kann.

Ich muss mir dringend einen Plan machen. Und dann Schritt für Schritt abarbeiten, sonst werde ich irre.

Auf Arbeit werde ich dafür wenigstens bezahlt.

Tauschen möchte ich aber nicht.

Claudia rief mich heute weinend an. Unser Paul hat nämlich Urlaub, und eigentlich sollte er die ganzen Ehrenamts- und Honorarabrechnungen buchen. Und immer, wenn Paule eine Rechnung zum Buchen bekam, hat er sich per Zufallsprinzip eine andere des jeweiligen Absenders gesucht, geguckt, wie die gebucht war, und sie dann genauso bearbeitet.

Ich weiß nicht, ob das ein Außenstehender versteht, aber es gibt einen Unterschied, und wir müssen aufpassen, dass unsere Ehrenamtler nicht über die Dreitausendeurogrenze kommen, was wir nicht können, wenn wir das im System nicht entsprechend auswerten können. Jetzt ist jedenfalls erstmal alles durcheinander und Paul im Urlaub.

Ich meine, ich hatte eine neuntägige Schulung in Grundlagen der Buchführung plus zehn Jahre Irrenhaus, und ich weiß sowas.

Und überlege, ob man das dem Kollegen nach seiner Rückkehr vielleicht mit ein wenig Prügel näherbringen kann.

Andererseits habe ich Feierabend, ich möchte gerade niemanden züchtigen.

Also, doch, schon.

Aber privat.

Bis zur Sollbruchstelle im Satz

Ich habe wieder eins meiner Geheimnisse gelüftet.

Gerade beim Wändewaschen.

Und zwar wird mir seit geraumer Zeit immer mal wieder gesagt, dass ich meine Sätze oft mittendrin nicht mehr weiterspreche. Stimmt sogar.

Und als ich gerade zwischen laufendem Meter fünf und sechs war, fiel mir auch auf, warum. Erlerntes Verhalten! Weil man ja grundsätzlich spätestens am hinteren Ende des Nebensatzes sowieso nur unterbrochen wird.

Ich weiß auch immer noch nicht, was ich jetzt eigentlich schlimmer finde: die Leute, die einem ins Wort fallen, oder die, die darauf eingehen. Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach und bin mir immer noch ähnlich unsicher wie bei der Frage, ob es nun zuerst das Huhn oder das Ei gab.

Wobei letztere sich mit der ganz gut mit der Ursuppe beantworten lässt. Ein gefiederter Fisch trat aus besagtem Gewässer hervor an Land, krähte kurz, trat auf einen anderen entstiegenen gefiederten Fisch, welcher ein Ei legte, aus dem ein neues Huhn entsprang. Anders macht es für mich gar keinen Sinn.

So, und jetzt wieder die Frage, welche Gattung Mensch schlimmer ist. Ich glaube langsam, die nehmen sich gar nichts.

Ich werde einfach nichts mehr sagen.

Dann kann ich, während sich das Gespräch über Schweinezucht in den späten Sechzigerjahren langsam erhitzt, meinen Gedanken nachhängen.

Bis mich jemand fragt, warum ich so ungewohnt ruhig bin.

Um mir dann während meiner vorgetragenen Antwort ins Wort zu fallen.

Das alles ist mir irgendwie zu anstrengend.

Muss ich echt mal zugeben.

Andererseits möchte ich ja auch seit geraumer Zeit ergründen, ob ich vielleicht auch so bin. Und es nur nicht merke.

Dazu müsste ich mich aber wieder mit Menschen unterhalten.

Und darauf habe ich erstmal keine Lust.

Frauen reden zu wenig

Vor allem miteinander. Auch wenn das jetzt kaum einer glauben möchte. Ist so.

Meistens beim so richtig Eingemachten. Das Beste, wenn man zum Beispiel einen neuen potentiellen Lebenspartner kennengelernt hat, wäre ja, einfach mal die Ex fragen. Vor allem, ob sie weiß, dass sie die Ex ist. Kenne ich von beiden Seiten – ich wurde das nicht gefragt und ich habe das nicht gefragt.

Mädels, das kann so nicht weitergehen!

Und jetzt überlege ich, was in dieser Woche sonst so los war. Montag und Dienstag verbrachte ich – zumindest tagsüber – völlig abgeschieden von der Welt. Also, ich hatte zwar achtzig Leute um mich und eine Bahnverbindung in Laufnähe, aber kein WLAN. Und die achtzig Menschen waren alles Kollegen, aber die scheinen ganz nett zu sein. An den Rest kann ich mich kaum erinnern.

Mittlerweile bin ich dank Heidi um vier Telefonnummern von diversen Handwerkern reicher. Angerufen habe ich immer noch keinen. Keine Lust. Ich habe nämlich aus Gründen innerer Erschöpfung meine eigene Renovierung bestreikt. Und ich werde dies auch noch bis einschließlich morgen fortführen.

Was allerdings eher daran liegt, dass ich nicht da bin.

Das ist immer schön. Wenn man am Freitag ganz wichtig im Büro erzählen kann, dass man dringend pünktlich wegmuss. Nach Quedlinburg zum Beispiel. Sonst ist ja nirgends im Land was los. Aber hier inmitten des Weltkulturerbes… und einen wunderschönen Sonnenuntergang hatten wir hier.

Okay, jemand hat ein Autohaus mitten ins Idyll hineingeschraubt, aber es war ansonsten schon schön flammend orange am Himmel zwischen den alten Fachwerkbauten.

Ich sollte diese Aussicht genießen, weil ich am Sonntag eh wieder nach Berlin muss, weil ich arbeiten muss, weil der Rekordeurojackpot natürlich wieder nach Nordrhein-Westfahlen gegangen ist. Kein Wunder, dass ich mich so erschöpft fühle.

Jetzt schon!

Wie soll das dann erst in zwölf Tagen werden?

Dann ist Juni, ich habe nur noch zwei Wochen, bis das Schlafzimmer nach meinem eigenen Plan stehen soll, und nebenbei soll ich dann auch noch mehr arbeiten. Meine Gesine und ich haben uns dazu auch schon ausgetauscht, wir sind beide nicht so glücklich mit der Verlängerung unserer jeweiligen Arbeitszeiten.

Ich könnte als Betriebsrat zurücktreten. Immerhin habe ich heute schon wieder festgestellt, dass ich mir die Sachen, die ich tun will, zwar brav aufschreibe, sie dann aber sogleich wieder vergesse. Ich musste mich ernsthaft darauf konzentrieren, woran ich im Gegensatz zu allen anderen Beteiligten gedacht habe, um mich besser zu fühlen.

Hielt jetzt aber nicht so lange an.

Könnte allerdings auch Fresskoma sein.

Ich war beim Einkaufen vorhin vor Ort nicht gerade inspiriert, geschweige denn motiviert, irgendwas zuzubereiten. Und jetzt fesselt mich ein Konglomerat aus veganem und vegetarischem Conveniencefood an den Sessel, obwohl ich nicht mal Vegetarier oder Veganer bin. Noch nicht mal den Finger zur Fernbedienung war ich imstande auszustrecken. Man hätte sich ja die Heute Show zu Informationszwecken einschalten können.

Aber Nachrichten habe ich in dieser Woche genug gesehen.

Weil ich zu erschöpft zum Aufstehen war.

Es ist zum Kotzen.

Also, vor allem die Nachrichten.

Oder auch nur der Wetterbericht.

Ich wusste es. Ich wusste, dass es eine Unwetterwarnung für das ganze Land gibt. Was wusste ich heute früh beim Losgehen nicht? Dass man vielleicht alle Fenster und nicht nur das in der Küche schließen sollte. Meinen Haargummi hatte ich auch vergessen.

Aber das habe ich dann schon irgendwie organisiert, schließlich kenne ich Leute, die Zeit haben. Und die mir auch einen Haargummi mitbringen können. Den ich allerdings gleich nach meiner Ankunft in Quedlinburg versehentlich verloren habe, als ich die Gastgeberin begrüßte.

Und das mit frisch gewaschenen Haaren, in denen sowieso nichts hält, geschweige denn eine wie auch immer geartete Frisur. Aber ich bin ja nicht doof. Bei Lidl gab es Kurzwaren im Aktionsregal. Und irgendwo unter einem Silikoncutter (brauche ich!) lag eine kleine Ansammlung verschiedener Schlüpfergummis.

Ich habe ein Stück vom breitesten abgeschnitten, um die Haarstruktur zu schonen. Und Knoten kann ich. Besser als Schleifen. Jetzt bin ich so zufrieden mit der Konstruktion, dass ich vor lauter Begeisterung über meine Problemlösungsstrategie nicht vergessen darf, das morgen aus dem Haar zu nehmen, wenn ich unter Menschen gehe.

Und ich gehe definitiv schon wieder unter Menschen.

Es sind aber keine Kollegen dabei.

Hoffe ich.

Ich bin schließlich weit genug gereist.

Hoffe ich.

Das gibt wieder Stau vor der Streckbank

Die Woche in sechs Worten: Ich bin auf allen Ebenen frustriert.

Am Freitag hätte ich gleich drei Kollegen nacheinander windelweich prügeln können, und privat bin ich auch recht tiefenenttäuscht. Aber ich werde das jetzt nicht weiter ausarbeiten.

Für heute habe ich mir einen Zettel geschrieben, auf dem meine Tagespläne notiert sind. Es sind sechs Elemente, und ich wollte mithilfe des Aufschreibens priorisieren. Was dazu führte, dass ich bisher gar nichts davon gemacht habe.

Aber ich weiß schon, was ich am Freitag anziehen werde. Jetzt hoffe ich nur, dass das Wetter so kommt wie versprochen.

Die Tagespläne hingegen priorisiere ich einfach weg. Es ist fast nichts dabei, was ich nicht auch noch morgen auf übermorgen verschieben könnte. Bis auf die Erdbeermarmelade. Weil die Erdbeeren sonst schlecht werden. Aber nur deswegen.

Und ich habe schon meine Geschenkekiste entrümpelt, aus der ich unter anderem die dreidimensionalen und völlig geschmacklosen Geschenkanhänger entsorgte habe. Jetzt ist die Kiste zwar immer noch genauso groß, aber man kann sie wieder heben. Nur wegen der Geschenkanhänger. Ansonsten steht mir jetzt der Sinn, mich ein wenig in eine Ecke zu setzen und zu weinen.

Gestern ging es mir noch besser, aber da war ich auch mit Heidi zaubern. Also, Bargeld in Kassenbons verwandeln. So bin ich in Besitz eines handgearbeiteten Schlüpfers mit Fliegenpilzmotiv für neunzehn Euro gekommen. Weil sie mir beim Abwaschen der Wände nicht helfen kann.

Jetzt könnte ich natürlich die Energie, die das Weinen benötigen würde, auch dafür verwenden, meine Wände weiter zu bearbeiten, bis sich mal ein Maler findet, aber dazu müsste ich in meine Baustellenklamotten schlüpfen, und ich habe keine Lust. Deshalb habe ich auch den kompletten Vormittag damit zugebracht, mit Tina über Baumaßnahmen zu plaudern. Es war aber mehr ein kreativer Austausch über Gardinenstangen und Dachfarben. Tina baut ein Haus.

Und ich überlege, ob es nicht sinnvoll wäre, das Haus, in dem ich wohne, einfach abzureißen und ein neues zu bauen. Ich werde mal die Nachbarn fragen. Immerhin hätte Tina gerne einen Ofen und braucht einen Schornstein. Ich habe hier einen, den ich nicht brauche. Und ich glaube, die Nachbarn wären sehr einverstanden. Würde sein Fehlen doch die Wohnqualität steigern. Und das gleich in zwei Räumen! Warum das ganze Ding dann nicht abtragen, die Löcher schließen (erleichtert auch das Zuschneiden des neuen Teppichs) und den Schornstein nach Südwest exportieren? Freut sie sich bestimmt.

Aber dafür braucht man ja wieder einen bis mehrere Handwerker. Und damit möchte ich eigentlich nichts mehr zu tun haben. Was erstaunlich ist, weil ich früher Handwerker per se bevorzugt hätte. Zumindest, solange es keine Hohlbirne war.

Ich wieder! Kognitiv ein wenig herausragend soll er sein UND mit Werkzeug umgehen können. Eine seltene Kombination. Nimmt man dann noch den Anspruch dazu, dass ich keine Leute mag, die nicht wissen, wo die Hose ausgezogen werden darf und wo nicht, verringert sich die Schnittmenge nochmals deutlich.

Aber ich suche eigentlich nur jemanden, der meine Wände hübsch macht, Geld dafür nimmt und dann wieder geht.

Na, ich koche mal Marmelade. Damit ich einen Grund habe, mich mit dem Reinigen der Küche aufzuhalten. Immerhin die Marmelade stand auf meinem Zettel. Die Küche nicht. Aber da steht sie fast nie, die wird auch von alleine dreckig.

Dabei koche ich nicht mal. Bis gestern habe ich zumindest nur aufgewärmt.

Auch schön.

Das Thema ist erledigt

Meine Renovierung.

Aber nicht, weil ich fertig bin, sondern weil ich einfach nicht mehr darüber reden möchte. Ich habe mir den Satz Such Dir einen Handwerker einfach ein paar Mal zu oft angehört. Ich mag den nicht. Wahrscheinlich, weil ich da immer den Subtext Du kannst das nicht höre. Der muss natürlich nicht gegeben sein, vielleicht ist auch eher gemeint Tu Dir diesen Stress nicht an, aber vielleicht auch Steh lieber MIR zur Verfügung.

Man weiß es nicht. Ich sage einfach nichts mehr zu dem Thema. Man kriegt ja doch nur ungefragte Ratschläge.

Nur heute habe ich mal zur Abwechslung zwei Telefonnummern bekommen. Inklusive Angaben zur sexuellen Orientierung, zu Getränkegewohnheiten und Wohnorten der jeweiligen Telefonnummern. Denn natürlich suche ich mir jetzt einen Handwerker. Aber nur, weil ich keine Lust mehr habe und noch vor Pflaumenpfingsten fertig sein will.

Dabei weiß ich nicht mal, wann Pflaumenpfingsten ist.

Das werde ich doch gleich mal googeln.

Nachdem ich eine weitere Schicht Leimfarbe entfernt habe. Das Zimmer wird immer größer.

Trotzdem! Hätte ich das mit der Leimfarbe bloß nicht gewusst! Dann hätte ich einfach drübertapeziert. Und so, wie meine alten Tapeten an der Wand festhingen, wäre wahrscheinlich gar nichts passiert. Jetzt ist es zu spät.

Obwohl… wer sagt das?

Ich nicht.

Und wenn ich es nicht sage, interessiert es mich gerade nicht.

Was mich hingegen interessiert, ist die Begrifflichkeit Pflaumenpfingsten und in welchem jahreszeitlichen Kontext sie steht.

Die Lösung lautet: in gar keinem. Weil Pflaumen im Herbst reifen und Pfingsten im Frühling stattfindet. Also, ein Tag, der nie kommt. Aber was ist mit der Südhalbkugel? Wann reifen Pflaumen in Brasilien? Oder sollte ich mir einen australischen Maler suchen?

Aber ich wollte ja nicht mehr darüber reden.

Ich wollte ins Bett. Den ganzen Tag schon.

Erstens war es mir in den letzten Tagen kaum vergönnt, ausreichend Nachtschlaf zu genießen, zweitens hätte ich mich heute früh am liebsten gleich wieder umgedreht und wäre nach Hause gegangen. Leider kann man nicht krankmelden, nur weil man genervt ist.

Aber es wäre ein Ansatz.

Lieber Chef, ich muss heute leider früher gehen, die Kollegen nerven.

Die eine fragt jede Woche eine baugleiche Frage, deren Antwort bereits in der Tabelle, die ich ihr monatlich zuschicke, enthalten ist, der andere erwartet, dass wir Dinge erraten. Wer wo arbeitet und mit wie vielen Wochenstunden, obwohl der gar nicht bei uns angestellt ist. Und warum das nicht in der Tabelle steht.

Höchstwahrscheinlich, weil besagter Kollege es nicht reingeschrieben hat. Oder der Personalabteilung verraten hat. Vielleicht ist das auch einfach Datenschutz.

Zusätzlich klingelte mein Telefon den ganzen Tag. Auch, als ich mich nach der Mittagspause vom Essen erholen wollte. Telefon. Nur, damit ich dahin hechte, um zu hören, wie Tante Trudchen am anderen Ende den Hörer auf die Gabel wirft.

Ich habe keine Überstunden gemacht.

Viel lieber habe ich meinen Einkauf bei dm erledigt, diesen mit Zettel, weil ich sonst die Brühe vergessen hätte, die ich aber morgen brauche, damit ich Heidi, die zum Helfen kommt, was zu Essen vorsetzen kann.

Nur, dass Heidi nicht kommt. Bei den Tapeten hätte sie mir geholfen, die Farbe von der Wand waschen geht nicht.

Na, wenigstens gab es keine ungefragten Ratschläge. Auch wenn ich eigentlich welche erwartet hätte, schließlich hat sie auch geglaubt, dass ich mitten am Arbeitstag privat telefonieren kann. Das geht nicht, weil ich zu ehrlich bin. Ich arbeite die Zeit, die ich nebenbei verbummle, immer großteilig nach. Und ich möchte auch irgendwann nach Hause.

Ich habe derzeit allerdings keine Ahnung, warum.

Doch!

Im Kühlschrank steht ein Kilo Erdbeeren, das ich dem Karl heute für die kleine Gegenleistung von sieben neunzig entrissen habe.

Für Heidi und mich morgen.

Was so nicht stattfinden wird.

Ich könnte die Erdbeeren natürlich mitnehmen, wenn wir uns am Nachmittag kurz treffen. Ich könnte aber auch einfach ein bisschen Marmelade kochen.

Wenn ich einen Handwerker bekomme.

Und mir ist ziemlich egal, welcher Orientierung der jetzt ist oder ob ich Bier im Kühlschrank haben muss, weil der Knabe nach drei Stunden Arbeit eins braucht.

Was ist jetzt schlimmer?

Auf den Handwerker zu warten oder die ganze Scheiße einfach selbst zu machen?

Ich bin noch nicht sicher.

Ich weiß, dass ich keine Lust hatte, die alte Deckenfarbe zu entfernen und neu zu streichen. Deshalb sollte ja ein Handwerker her. Es fand sich auch recht schnell einer und ich empfand schon einen gewissen evolutionären Vorteil meiner Mutter gegenüber, die ein halbes Jahr auf ihren Maler warten musste, aber das war es seitdem auch.

Nach etlichen Mühen meinerseits und etlichem Vergessen seinerseits hatte ich es inzwischen immerhin zu einem Besichtigungstermin gebracht. Und das Zwischenergebnis, dass es heute losgehen sollte, kam auch zustande. So habe ich brav im Büro angesagt, dass ich heute eventuell etwas später erscheine (wo ich doch nur zufällig erfahren habe, dass ich überhaupt erscheinen muss und dass es an den Dienstagen mit Teammeeting kein Homeoffice mehr gibt) und dann wartete ich sehnsüchtig ab acht Uhr morgens.

Ach, was habe ich Handwerker auf der Straße vorbeifahren gesehen! Maler, Lackierer, Rohreiniger, Garten- und Landschaftsbauer… dicht drängten sie sich auf den angrenzenden Verkehrswegen.

Mein Maler war nicht dabei.

Mein Maler unterließ es auch, sein klingelndes Telefon zu erhören.

Just in dem Augenblick, als ich ihm gerade eine Nachricht schreiben wollte und mich noch in der Findungsphase befand, ob ich diese nun per WhatsApp, Signal oder SMS verschicke, da rief er an. Erst hatte er den Termin vergessen, dann behauptete er, wir hätten nochmal telefonieren wollen.

Interessant.

Wollen wir nächste Woche nochmal telefonieren oder den Termin lieber gleich festmachen? Hatte ich letzte Woche gefragt.

Na, dann lieber gleich.

Okay, Dienstag früh um acht.

Ich weiß nicht, was man daran falsch verstehen kann. Oder warum man sich nicht einen Zettel schreibt. Das nächste Mal schicke ich ihm ein Foto von dem Zettel, auf dem ich mir das während des Telefonats aufgeschrieben habe.

Wenn es denn ein nächstes Mal gibt. Ich stehe so kurz, wie das Wort so ist, davor, den Quatsch jetzt einfach selbst zu machen. Schließlich habe ich Anschlusstermine. Und vor allem ein Ziel.

Aber ach, mit ziellosem Hin und Her müsste ich mich ja ziemlich gut auskennen. Wenn ich es nicht sowieso schon gekannt hätte, dann spätestens seit heute. Zwar habe ich die Soko nicht geschafft, aber ich weiß trotzdem, dass Dienstag ist. Auch noch Dienstag mit Teammeeting. Das soll jetzt soziokratisch werden. Was mit mindestens Ruslana nicht geht, weil unsere Wohnungsbuchhaltung damit überfordert ist, die Energie, mit der sie zur Arbeit erscheint, einfach in einer Zahl zwischen null und zehn auszudrücken.

Eine halbe Stunde lang wurde also erstmal ausgetauscht, an welchem Extrem der benannten Skala wer ist. Als hätten wir sonst nichts zu tun.

Meine Energiekurve stach natürlich wieder zwischen den ganzen einfachen Siebenen, Achten und Neunen heraus. Aufgestanden bin ich mit zehn, weil der Maler kommen wollte. Dann sackte die Kurve schlagartig auf vier runter, weil der Maler eben nicht kam, und dann stieg sie langsam wieder an. Ich möchte jetzt nicht auf zehn sagen, aber doch ziemlich.

Zumindest bis zur Mittagspause. Danach habe ich eigentlich nur auf den Feierabend gewartet. Natürlich nicht, ohne mir die Wartezeit mit Arbeit zu vertreiben, aber ich hatte auch was vor.

Den Maler anrufen.

Der nicht ans Telefon ging.

Beim zweiten Versuch auch nicht.

Aber da war es eh sehr windig um mich rundrum. Eigentlich ja nicht, aber im Headset meines Telefons klang es halt sehr windig an der Ecke, an der ich meine Einkäufe vorbeitrug.

Na gut, eine Chance kriegt der Knabe noch. Wenn das Problem Ende der Woche nicht abschließend gelöst ist, mache ich es selbst. Ich habe genug graue Haare, ich brauche nicht noch den Stress mit einem Handwerker.

Das ist ja, als hätte ich so ein Schmuckstück zu Hause.

Und ob ich sowas wollen würde, muss ich mir erstmal ernsthaft überlegen.

Most wanted Hannes

Am Anfang erschien es noch, als wäre es ein ganz normaler Donnerstag. Ich quälte mich hoch, Frühstück (endlich wieder Stremellachs, der war die letzten Tage immer ausverkauft, und ich hatte wohl aus diesem Grund ein besonders unstillbares Bedürfnis), Frühsport (aber nur kurz, weil ich vor der Arbeit zur Audienz bei meiner Frau Doktor geladen war, um mir mein Quartalslob abzuholen, und so, wie ich laufe, zählt das schon als Sport), Irrenhaus (ausnahmsweise, weil Gesine und ich gemeinsam etwas erarbeiten wollten).

Na, und so weiter.

In einer feierlichen Zeremonie übergab ich also ein Projekt an Gesine zur zukünftigen Bearbeitung, weil ich andere Aufgaben haben werde. Weil mich die Kollegin, die das Ganze leitet, zu oft mit ihren Fragen nervt, tat das auch kaum weh. Gesine ging hochmotiviert an die Arbeit. Bis sie die begleitende Email der Kollegin las. Da musste ich erstmal eine Packung Taschentücher spendieren.

Am Ende haben wir zurückgetauscht, sie bekam zwei einfachere Projekte, ich nahm dieses wieder in meine Hände. Weil ich mir, allein, um meine psychische Gesundheit zu schonen, die Freiheit nehme, die Begleitemail zur Hälfte zu ignorieren.

Flugs erschien der Nachmittag, eigentlich wollten wir heute in der Pause Tischtennis spielen, aber die Initiatorin war spontan im Homeoffice, und da hatten wir keine Lust mehr. Ich hatte allerdings extra meine allerbequemsten Schuhe angezogen. Leider die falschen Socken, weshalb ich immer mit dem Fuß durch den Schuh wanderte, und dann stieß ich vorne an, was dann doch wieder nicht das optimale Laufgefühl hervorrief, so dass ich nicht sauer war, dass das komplette Team lieber über ein Teamsymbol für unsere Namensschilder auf dem nächsten Firmendorfbums nachdachte.

Also, jedenfalls kam der Nachmittag. Mit ihm kam der Feierabend. Und vor dem meinigen liegt der vom Kollegen Paul. Er kam auch brav, um sich von mir zu verabschieden.

Und sprach Du errätst nie, wer gerade da war.

In meinem, mir am Donnerstagnachmittag gemeinhin eigenen, Fatalismus dachte ich an den hochbegabten Kollegen, der sich so gern neben meinen Schreibtisch setzt uns mir seine Kronjuwelen direkt vor die Nase schiebt. Aber nein.

Die Polizei war da. Hannes hat seinen Strafzettel nicht bezahlt.

Früher gab es da Mahnungen, aber jetzt kommen sie direkt, um die Parksünder, die seit zwanzig Jahren auf demselben Grünstreifen parken, was urplötzlich nicht mehr gestattet ist, in Gewahrsam zu nehmen. Claudia wollte dem Kollegen wohl noch zeigen, dass die Rechnung soeben überwiesen wurde, aber das wollte er gar nicht sehen.

Ich will das gar nicht sehen, ich glaube Ihnen das auch so.

Das sind die Beamten von heute! Erst wollen sie unseren Handwerker abführen, und wenn die Buchhaltung dann sagt, es wäre schon alles erledigt, nehmen sie das einfach so hin. Vielleicht hatte der Mann auch keinen Bock, den Beleg zu lesen. Vielleicht ist er dessen nicht mächtig. Oder vielleicht wirkt auch Claudia so vertrauenserweckend, dass sich die Sache damit erledigt hat.

Apropos erledigt: Ich habe auch etwas erledigt.

Heidi hatte mich vor Monaten schon darum gebeten, mal den freundlichen Innenausstatter von nebenan zu fragen, was er für das Polstern eines Sessels nimmt. Heute war es endlich soweit. Normalerweise grüßen wir uns ja nur freundlich, aber heute stellte er eine Kiste mit Stoffresten auf die Straße.

Weil ich vor mir selbst moralisch verpflichtet bin, solche Kisten in Augenschein zu nehmen, blickte ich hinein, man kam ins Gespräch, ich fragte nach (vierstellig, aber Heidi hat es längst für die Hälfte machen lassen) und nachdem ich mehrfach betont hatte, aktuell leider keinen weiteren Stoff adoptieren zu dürfen, bewunderte ich noch den dunkellila Samt in der Stoffmustergirlande.

Warte!

Er verschwand und kam kurze Zeit später mit einem großen Knäuel auf dem Arm aus dem Laden.

Staubfliederfarbener Samt. Claudia rief begeistert aus, dass das ja genau meine Farbe ist. Klar, der Mann und ich grüßen uns seit zehn Jahren total freundlich und er hat einen Blick für Farben und Geschmäcker, dem könnte schon aufgefallen sein, dass Staubflieder mein Auge sehr wohl erfreut.

Hat er mir alles geschenkt.

Konnte ich nicht ablehnen.

Das sind zwei Kissen für meine neue Couch.

Jetzt brauche ich nur noch ein pinkes Satinschrägband als Augenfänger. So viel zum Thema Ich darf auf keinen Fall weiteren Stoff adoptieren.

Abgesehen davon, dass meine Umfrage zum Thema Couch heute auch keine Klarheit gebracht hat. Es gibt zwei Varianten, und jeder sagt was anderes, die meisten das, was ich optisch langweilig finde. Aber das ist ja nichts Neues.

Na gut, ich führe derlei Umfragen eigentlich nur durch, um zu überprüfen, wie ich mich bei den jeweiligen Antworten fühle. Und dann weiß ich immer sehr genau, was ich nicht will.

Also, außer die Wände in meinem Schlafzimmer sehen. Aber die sind jetzt fertig gestriegelt, wobei ich zugeben muss, dass ich die letzten zwei Meter eher sportlich behandelt habe. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob diese Arbeit wirklich notwendig gewesen wäre.

Na gut, das frage ich mich im Büro auch öfter.

Zäumen wir den Gaul doch einfach von hinten auf

Gilt das jetzt als besonders Talent?

Anstatt erstmal die Probleme zu lösen, die gerade aktuell sind, löse ich als erstes das Letzte.

In diesem geht es um meine zukünftige Couch. Eine Herausforderung.

Die, die funktionstechnisch am schönsten ist, sieht zu hässlich für den Hausgebrauch aus, auch gibt es sie in meiner bevorzugten Farbe nur in Kunstleder, die schönste ist nicht zum Schlafen, die dazwischen sprengt wiederum das angedachte Budget, wenn man darauf schlafen können will.

Aber das Problem ist, wie gesagt, gelöst. Es geschah, als ich mal wieder mit dem Zollstock durch meine Bude kraxelte. Die mitteltolle Schlafcouch, die unter den beiden Schlafcouchen ja eigentlich die bessere ist, passt eh nur in der kleineren Größe ins Zimmer. Zumindest, wenn ich noch Schränke und so haben will.

Wobei ich mir das noch überlege. Wenn ich nämlich das neue Sitzmöbel in die eine Ecke stelle, wo sie am besten hinpasst, habe ich an den Wänden links und rechts nur Schränke, Schränke, Schränke. Und Kommoden. Stelle ich die Couch an die andere Wand, steht sie schräg parallel zum Esstisch. Was irgendwie doof aussieht. Und der muss da stehen bleiben, wo es jetzt ist, weil er zu groß ist. Aber ich brauche diese Größe, da lasse ich nicht mit mir diskutieren.

Jetzt kommt das alles so, dass die Couch an Wand eins stehen wird, und weil ich an Wand zwei noch Platz sowie allgemein den Bedarf nach einem weiteren Sitzplatz habe, kommt da ein Sessel dazu. Ich weiß nur noch nicht, ob der aus der Serie kommt, der auch die Couch entstammt, weil ich das irgendwie spießig finde, oder ob es bewusst ein ganz anderes Modell sein soll. Hier diskutiere ich wiederum gerne.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich all diese Überlegungen wirklich angestrengt habe, als ich noch nicht wusste, ob mein Schlafzimmer, welches aus logistischen Gründen zuerst fertig sein muss, in absehbarer Zukunft fertig wird. Weil mein Maler nicht mehr ans Telefon ging, als ich den Termin für diese Woche abmachen wollte. Aber ich habe all meine Verzweiflung in eine Drahtbürste transformiert, mit der ich die Wände schön schrubbte. In der Hoffnung, dass die Stellen nicht irgendwann rosten.

Heute in der Mittagspause jedoch erreichte ich ihn.

War zu spät.

Man muss ihn gleich am Montag greifen, sonst ist er für die Woche verplant. Aber er kommt nächsten Dienstag und hatte auch sonst allerlei gute Neuigkeiten für mich. Die Teppichrolle im Schlafzimmer, die ich nicht um die Ecke transportiert kriege, stört ihn nicht beim Arbeiten, und wenn ich meine alte Leimfarbe mit dem Zauberöl, das er mir aus dem Fachhandel mitbringen will, eingestrichen habe, kann ich darauf machen, was ich will.

Zum Beispiel einfach tapezieren. Wollte ich ursprünglich nicht, mittlerweile aber doch. Seit vier Wochen beschäftige ich mich mit diesen Wänden, ich habe mannigfaltige Altanstriche bis zurück in die fünfziger Jahre gefunden (teilweise in einem leuchtenden Türkis, weil mein Schlafzimmer früher mal ein Schwimmbad gewesen zu sein scheint) – ich will diese Wände nie wieder sehen.

Hauptsache, der recht hohlklingende Putz am Schornstein hält das aus. Ich habe keine Lust auf zugige Löcher in der Schlafzimmerwand.

Ich weiß nicht, ob man das verstehen kann.

Hätte ich heute früh schon von dieser Lebensfrage gewusst, hätte ich unsere Supervisorin gefragt.

Dieser Termin war Bestandteil meines heutigen Tages. Aber nur das Team Buchhaltung, das Team Personal sollte nicht mit, weil das alles neue Kolleginnen sind. Und das Team Buchhaltung braucht eigentlich keine Supervision, wir haben uns auch so lieb. Die einzige, die ich da manchmal gerne anschreien würde, ist bekanntermaßen Ruslana. Und wenn ich das Gefühl habe, es tun zu können, dann tue ich es. Ist meistens eh nur ein kurzer Brüller, und dann ist es auch wieder gut.

Jetzt ist es auch gerade gut, ich muss mich seelisch und moralisch darauf vorbereiten, morgen noch anderthalb Wände von losen Leimfarbbrocken zu befreien, und danach schleife ich meine erste Tür ab.

Das zieht sich alles hier. Und ich habe auch schon herausgefunden, woran es liegt: am Teppich, der schon da ist.

Nicht, weil er da ist, sondern weil die Anlieferung so ein Abenteuer war, dass ich förmlich Angst habe, den anderen Teppich zu bestellen.

Erstmal drei Monate ausschlafen

Heute früh um fünf hüpfte ich gar fröhlich aus dem Bett…

Na, sagen wir mal Ich stand auf.

Ich muss dem allerdings hinzufügen, dass ich es, gemessen an der Uhrzeit, hochmotiviert tat. Denn um halb sieben wollte Nele vor meiner Tür vorfahren und dann wollten wir zum Flohmarkt nach Friedrichshagen. Nicht mehr gebrauchte Sachen aus unseren Kleiderschränken veräußern.

Um sieben muss man nämlich da sein, sonst verfällt der Stand. Und so bewegte ich mich um halb sieben mehr oder weniger polternd durch mein Treppenhaus und schleppte sehr viele Sachen mit nach unten, die ich nicht mehr brauche. Oder die ich noch nie gebraucht habe. Und meinen alten Besteckkasten.

Den ließ ich aber an der Hauswand stehen. Weil ich keine Lust hatte, ihn für den Flohmarkt sauberzumachen. Und das hätte schon sein müssen. Das verkauft sich besser. Ich mache ja manchmal auch Sachen sauber, die ich direkt im Anschluss auf die Straße stelle. Ist ja sonst peinlich. Mir zumindest.

Und es freut mich, dass dieser Besteckkasten jetzt weg ist. Okay, es ist eine neue Kiste hinzugekommen, aus der sich die Passanten alte Klamotten (die mir nun wieder zu peinlich zum Wegschmeißen gewesen wären, aber lassen wir das) aussuchen dürfen. Mittlerweile verteilen sie sich über die gesamte Breite des Bürgersteigs, aber auch das soll nicht mein Problem sein. Ich muss das nicht aufräumen, wie ich es mit meinem eigenen Ausschuss tun würde.

Und ich bin auch für heute fertig mit der Welt. Ich freue mich sehr auf mein Bett. Und darüber, dass ich morgen ausschlafen kann. Fast bis halb sieben!

Obwohl ich schon sagen muss, dass sich das frühe Aufstehen heute sehr gelohnt hat. Finanziell freilich nicht, weil der gemeine Berliner am ersten Mai lieber demonstriert/ randaliert/ desertiert, so dass er nicht zum Flohmarkt gehen kann. Auch hätten wir mehr Kleiderbügel, vor allem drehbare, gebraucht. Und Preisschilder. Ich hätte meinen Gewinn um ganze zehn Euro vergrößern können, wenn ich Preisschilder gemacht hätte.

Denn, wie ich das schon häufig in meinem Leben beobachten konnte: Kaum war ich weg vom Stand, kamen Menschen und kauften meine Klamotten. Und weil wir das nicht so richtig abschließend im Vorfeld geklärt hatten, gingen zwei Zehneuroteile für jeweils fünf unter Neles Hammer weg. Andersrum war es aber auch so: Sobald Nele sich entfernt hatte, strömten die potentiellen Käuferinnen an ihre Tischseite.

Weil ich mir dachte, dass zwei Euro verdächtig billig für Friedrichshagen sind, habe ich aber immer drei gesagt. Und weil ich auch immer sagen konnte Das ist von meiner Freundin, die gerade nicht hier ist, hat sich auch keiner mehr getraut, mit mir zu handeln.

Also, wie gesagt, das nächste Mal nur noch mit Preisschild.

Aber erst in drei Monaten. Solange wollen wir erstmal ausschlafen.

Denn so richtig wach wurde ich am Ende doch nicht mehr. Und wir haben auch noch genug wieder mit nach Hause nehmen müssen, so dass sich ein neuerlicher Ausflug auch ohne neue Fehlkäufe von uns selbst oder aus dem Umfeld lohnen würde.

Na, erstmal abwarten. Dazwischen habe ich noch Geburtstag, bis dahin soll ich mit meiner Renovierung fertig sein (sagt Katja, und ich halte das für ein schönes Ziel), und dann kommt noch der Sommerurlaub.

Weil dieser im August stattfindet, konnte ich den einen Kunden, der ein Kleid für seine Freundin bei mir kaufte, davon überzeugen, mir statt der gebotenen sieben die verlangten acht Euro zu zahlen. Eigentlich wollte ich auch hier zehn, immerhin war das ganze Ensemble inklusive passenden Halstuch mal siebzig Euro teuer. Und es hing seitdem auch nur im Schrank.

Gut, zwischendurch lag es auf dem Kreativstuhl, weil ich das Futter für einen Rockbund entfremden wollte, aber dann schneide ich eben etwas anderes auf. Und jetzt ist jemand damit glücklich.

Ich bin auch glücklich, denn ich hatte insgesamt ein sehr schönes Wochenende. Man sollte sich einfach öfter mit seinem sozialen Umfeld umgeben.

Und nicht immer nur ins immer noch zukünftige Schlafzimmer gucken, wo man dringend Bauschmutz wegräumen müsste, es aber nicht tut, weil es so staubt, und weil der Teppich in der Tür liegt, die deshalb nicht zugeht, so dass die ganze Wohnung einstauben würde, was aber doof ist, weil der Staubsauger nicht so richtig saugen will. Andererseits ist es notwendig, weil der Teppich sonst einen Knick kriegt, weil ich im Flur zu wenig Platz habe, ihn regelmäßig zu wenden.

Deshalb warte ich jetzt nur noch, bis die Waschmaschine fertig mit Schleudern ist, und dann geht es frisch, frisch ans Werk.

Natürlich könnte ich gleich anfangen, aber der Schleudergang ist zu interessant, weil man das Teil, das sich in der Maschine befindet, eigentlich nicht schleudern soll.

Mal sehen, was passiert.

Es ist neu.

Weil ich dachte, ich werde heute etwas mehr los, als ich losgeworden bin.

Aber immerhin habe ich nicht draufgezahlt.

Bei Nele kann ich es nicht sagen, weil sie sich zwischendurch die anderen neunundfünfzig Stände genau – und auch recht erfolgreich – angeguckt hat.