Wann ist wieder Wochenende?
Ich freue mich sehr.
Wobei… wenn man einmal den Montag überlebt hat, hat man eigentlich schon die ganze Woche im Sack.
Aber ich hätte doch schon ganz gerne mein Wochenende zurück. Nicht, dass ich am vergangenen besonders viel erledigt hätte. Nee, ich habe eine kleine Pause an der Nähmaschine eingelegt, weil die nächsten Geburtstage nahen. Jetzt müsste ich eigentlich ganz viel Fernsehen gucken, weil ich Versäuberungsarbeiten nur vor dem laufenden Fernseher machen kann, aber ach… immer, wenn man das Programm braucht, kommt nichts. Bin ich hingegen unterwegs und habe was vor, kommt grundsätzlich ein neuer Wilsberg oder ein neues starkes Team oder sonst irgendwas, was ich dringend nicht verpassen wollen würde.
Murphys Gesetz.
Ich würde mich ja in Toleranz üben, aber das gelingt mir auch nur beim Fernsehprogramm.
Dienstlich ist sie erschöpft. Gut, dass ich morgen Homeoffice habe. Das war ja heute wieder nicht auszuhalten. Dieser Totentanz am Vormittag, als die liebe Kollegin aus dem Personal noch dachte, ihr Telefon wäre kaputt, weil es nicht klingelte, dabei war die Wahrheit, dass einfach nur keiner angerufen hat. Und dann am Nachmittag der große Dorfbums mit den neuen Leitungskräften, die neuerdings einzeln in der Verwaltung in die Schnittstellen eingearbeitet werden. Das ist mir lieber, als wenn es die alten Kräfte machen, die irgendwie weniger Ahnung von dieser Materie haben.
Das Beste war Kandidat drei. Erst meinte er noch, er käme etwas später. Ich rechnete schnell nach und richtete der lieben Kollegin aus dem Personal, bei der er zuerst vorsprechen musste und die selbst um fünfzehn Uhr dreißig zu gehen gedachte, aus, dass fünfzehn Uhr dreißig okay wäre, aber um sechzehn Uhr zehn schließe ich mein Büro ab, ob der Kollege nun dann gerade drin ist oder nicht.
Sie blieb dann bis sechzehn Uhr zehn mit dem Neuzugang sitzen, und ich habe Überstunden am Kollegen generiert, ohne ein nennenswertes Ergebnis vorweisen zu können.
Denken die eigentlich alle, ich hätte keine Hobbys? Und wenn es auch nur der Umstand ist, dass ich tanzen muss.
Wegen der Feierabendverzögerung habe ich es auch nicht mehr geschafft, die zwei Knöpfe zu kaufen, die ich für die zwei innerhalb von nur vierzehn Stunden Arbeit mehr oder weniger fertiggestellten Geburtstagsgeschenke brauche.
Gut, weil ich zu meiner Soko wollte, aber das geht ja keinen was an. Und eigentlich habe ich ein ganzes Fach voller Knöpfe. Der richtige ist jedoch nicht dabei. Oder doch? Man weiß es einfach nicht, man steckt ja nicht drin.
Ich möchte bei genauerer Betrachtung auch nicht in meinem Knopffach stecken.
Und jetzt gehe ich direkt zu Plan C über. Die alten Fußleisten bleiben drin. Wenn man sie richtig saubermacht, erscheint das Material gar nicht mehr so unregelmäßig, auch verstehe ich den Gedanken, sie überhaupt komplett zu erneuern, gar nicht mehr. Ich stehe doch eigentlich auf Vintage und Fünfzigerjahrelook. Ich streiche die einfach neu. Die Gardinenstange in Form eines naturbelassenen Birkenstammes hat sich schon am Sonnabend, als ich mit Katja mal kurz bei Obi war, zerschlagen, weil es die nur in Durchmessern von zehn Zentimetern gibt, was mit zarter Gardine doof aussieht. Jetzt wird es eine klassische Stange in merlotfarben wie die Fußleisten. Und mein Handwerkerkollege Jens hat mir heute erzählt, dass ich meine Schlafzimmerdecke einfach nur ordentlich grundieren muss und sie dann überstreichen kann.
Er hat mir mit diesem Satz nicht nur den Tag versüßt, sondern auch mein Leben etwas leichter gemacht.
Um diese Leichtigkeit werde ich mich am Wochenende kümmern. Deshalb diese Sehnsucht nach Freitagabend. Ist immerhin ein zart verlängertes Wochenende. Da kann der Kollege dann seinen Blumentopf in Form eines halbierten Gartenzwergs bepflanzen und ich streiche.
Ohne die untere Hälfte eines Zwergs.
Ich brauche keinen Zwerg, ich bin selber klein.
Also, im Sinne von kurz.
Kompakt.
Auf das Beste reduziert.