Von daher immer eine gute Idee, sie des Öfteren aufzusuchen.
Dachte sich auch meine Arztpraxis, bei der ich heute vorstellig werden musste, um einen gelben Zettel zu erhalten, der in meinem Fall allerdings rosa ist.
Gut, dass ich rosa mag. Und frische Luft! Denn ich bin ja Opfer der großen Erkältungswelle geworden und musste zur Infektsprechstunde.
Bei meinem ersten Versuch, als ich das noch nicht so genau zugeordnet hatte, weil der Anrufbeantworter, der alle Anrufe der Arztpraxis entgegennahm, da keine Unterscheidungen zwischen Akut- und Infektsprechstunde anbot, standen die zukünftigen Patienten noch alle bis zum Flur. Auch war es aufgrund der Maskenpflicht etwas schwierig zu verstehen, ob der letzte in der Reihe nun noch auf seine Audienz wartete, und eine Oma schob sich keuchend dazwischen, als wären wir alle unsichtbar.
Vielleicht ist die Maske eigentlich eine Art Tarnkappe für Rentner, die den Sinn dahinter nicht erkennen. Na, egal. Ich kam dran, wurde befragt, und dann durfte ich um sechzehn Uhr zur Infektsprechstunde erscheinen, welche bis sechzehn Uhr dreißig gehen sollte.
Da standen sie dann schon bis auf die Straße. Schwester Viola kam im Fünfminutentakt hinaus, um Wartenummern zu verteilen. Ich war die Nummer sechs, und Nummer fünf greinte in sein Telefon, dass er hier jetzt bestimmt eine Stunde auf der Straße herumstehen müsse. Mir graute, aber wenigstens nicht im engen Wartezimmer sitzen.
Mussten wir nicht. Eine gute halbe Stunde später war ich offiziell krank, mittlerweile hat sich meine Temperatur erhöht, was sie vor meinem Arztbesuch noch nicht getan hatte. Überhaupt ist das alles ein einziges Elend. Die Symptome kommen scheibchenweise. Erst Husten, dann Schnupfen, zu dem sich schnell ein paar nette Kopfschmerzen gesellten, und jetzt Temperatur und ein recht frostiges Gefühl, dessen ich gleich in der Badewanne einheizen werde.
Danach lege ich mich ins Bett und überlege noch im Ausüben dieser Bewegung, ob ich mir den zweiten Wilsberg anschalte oder nicht. Ich kann die Filme eh alle mitsprechen. Aber vielleicht lenkt mich das ab.
Von dem quälenden Umstand, heute kein einziges Weihnachtsgeschenk fertiggestellt zu haben, wozu ich in den vergangenen Tagen irgendwie noch in der Lage war. Kissen sind ja recht einfach, wahrscheinlich das einfachste auf der Welt, zumindest solange man sich für einen formschönen Hotelverschluss entscheidet und gegen den Reißverschluss. Obwohl… so ein Reißverschluss ist ja an und für sich auch keine besondere Herausforderung, aber eben doch mit erhöhter Temperatur.
Unabhängig davon bin ich etwas unzufrieden mit mir selbst, denn ich habe demjenigen, wer auch immer es letztendlich war, noch gar nicht gebührend bedankt, mir diese Seuche zur Verfügung gestellt zu haben. Ich habe natürlich überhaupt keinen Verdacht, wo das herkommt, zumal die Inkubationszeit bis zu acht Tagen betragen kann.
Weiß ich, wen ich in dieser Zeit alles getroffen habe?
Ich bin in der Hauptstadt. Hier gibt es sehr viele Menschen. Und dann auch noch Touristen.
Aber so richtigen Husten hatte davon nur einer.
Apropos: Mein kommendes Wochenende als Kurzzeittouristin sehe ich gerade heftig schwinden. Ist in Ordnung, denn wenn der mangelhafte Informationsfluss, auf dessen wunderschönen Uferstreifen ich nur deshalb blicken konnte, weil ich gefragt habe, als Omen für den Verlauf des ganzen Wochenendes stünde, wüsste ich jetzt auch nicht, wie scharf ich darauf gewesen wäre.
Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich in der nächsten Woche nicht eine Folgekrankschreibung beantragen kann.
Was günstigerweise per Email geht.
Womit allerdings gleich zwei Wochenenden in Folge komplett eingesaut wären.
Ich weine dann später.
Am besten an der frischen Luft.