Frauen reden zu wenig

Vor allem miteinander. Auch wenn das jetzt kaum einer glauben möchte. Ist so.

Meistens beim so richtig Eingemachten. Das Beste, wenn man zum Beispiel einen neuen potentiellen Lebenspartner kennengelernt hat, wäre ja, einfach mal die Ex fragen. Vor allem, ob sie weiß, dass sie die Ex ist. Kenne ich von beiden Seiten – ich wurde das nicht gefragt und ich habe das nicht gefragt.

Mädels, das kann so nicht weitergehen!

Und jetzt überlege ich, was in dieser Woche sonst so los war. Montag und Dienstag verbrachte ich – zumindest tagsüber – völlig abgeschieden von der Welt. Also, ich hatte zwar achtzig Leute um mich und eine Bahnverbindung in Laufnähe, aber kein WLAN. Und die achtzig Menschen waren alles Kollegen, aber die scheinen ganz nett zu sein. An den Rest kann ich mich kaum erinnern.

Mittlerweile bin ich dank Heidi um vier Telefonnummern von diversen Handwerkern reicher. Angerufen habe ich immer noch keinen. Keine Lust. Ich habe nämlich aus Gründen innerer Erschöpfung meine eigene Renovierung bestreikt. Und ich werde dies auch noch bis einschließlich morgen fortführen.

Was allerdings eher daran liegt, dass ich nicht da bin.

Das ist immer schön. Wenn man am Freitag ganz wichtig im Büro erzählen kann, dass man dringend pünktlich wegmuss. Nach Quedlinburg zum Beispiel. Sonst ist ja nirgends im Land was los. Aber hier inmitten des Weltkulturerbes… und einen wunderschönen Sonnenuntergang hatten wir hier.

Okay, jemand hat ein Autohaus mitten ins Idyll hineingeschraubt, aber es war ansonsten schon schön flammend orange am Himmel zwischen den alten Fachwerkbauten.

Ich sollte diese Aussicht genießen, weil ich am Sonntag eh wieder nach Berlin muss, weil ich arbeiten muss, weil der Rekordeurojackpot natürlich wieder nach Nordrhein-Westfahlen gegangen ist. Kein Wunder, dass ich mich so erschöpft fühle.

Jetzt schon!

Wie soll das dann erst in zwölf Tagen werden?

Dann ist Juni, ich habe nur noch zwei Wochen, bis das Schlafzimmer nach meinem eigenen Plan stehen soll, und nebenbei soll ich dann auch noch mehr arbeiten. Meine Gesine und ich haben uns dazu auch schon ausgetauscht, wir sind beide nicht so glücklich mit der Verlängerung unserer jeweiligen Arbeitszeiten.

Ich könnte als Betriebsrat zurücktreten. Immerhin habe ich heute schon wieder festgestellt, dass ich mir die Sachen, die ich tun will, zwar brav aufschreibe, sie dann aber sogleich wieder vergesse. Ich musste mich ernsthaft darauf konzentrieren, woran ich im Gegensatz zu allen anderen Beteiligten gedacht habe, um mich besser zu fühlen.

Hielt jetzt aber nicht so lange an.

Könnte allerdings auch Fresskoma sein.

Ich war beim Einkaufen vorhin vor Ort nicht gerade inspiriert, geschweige denn motiviert, irgendwas zuzubereiten. Und jetzt fesselt mich ein Konglomerat aus veganem und vegetarischem Conveniencefood an den Sessel, obwohl ich nicht mal Vegetarier oder Veganer bin. Noch nicht mal den Finger zur Fernbedienung war ich imstande auszustrecken. Man hätte sich ja die Heute Show zu Informationszwecken einschalten können.

Aber Nachrichten habe ich in dieser Woche genug gesehen.

Weil ich zu erschöpft zum Aufstehen war.

Es ist zum Kotzen.

Also, vor allem die Nachrichten.

Oder auch nur der Wetterbericht.

Ich wusste es. Ich wusste, dass es eine Unwetterwarnung für das ganze Land gibt. Was wusste ich heute früh beim Losgehen nicht? Dass man vielleicht alle Fenster und nicht nur das in der Küche schließen sollte. Meinen Haargummi hatte ich auch vergessen.

Aber das habe ich dann schon irgendwie organisiert, schließlich kenne ich Leute, die Zeit haben. Und die mir auch einen Haargummi mitbringen können. Den ich allerdings gleich nach meiner Ankunft in Quedlinburg versehentlich verloren habe, als ich die Gastgeberin begrüßte.

Und das mit frisch gewaschenen Haaren, in denen sowieso nichts hält, geschweige denn eine wie auch immer geartete Frisur. Aber ich bin ja nicht doof. Bei Lidl gab es Kurzwaren im Aktionsregal. Und irgendwo unter einem Silikoncutter (brauche ich!) lag eine kleine Ansammlung verschiedener Schlüpfergummis.

Ich habe ein Stück vom breitesten abgeschnitten, um die Haarstruktur zu schonen. Und Knoten kann ich. Besser als Schleifen. Jetzt bin ich so zufrieden mit der Konstruktion, dass ich vor lauter Begeisterung über meine Problemlösungsstrategie nicht vergessen darf, das morgen aus dem Haar zu nehmen, wenn ich unter Menschen gehe.

Und ich gehe definitiv schon wieder unter Menschen.

Es sind aber keine Kollegen dabei.

Hoffe ich.

Ich bin schließlich weit genug gereist.

Hoffe ich.

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