Was ist jetzt schlimmer?

Auf den Handwerker zu warten oder die ganze Scheiße einfach selbst zu machen?

Ich bin noch nicht sicher.

Ich weiß, dass ich keine Lust hatte, die alte Deckenfarbe zu entfernen und neu zu streichen. Deshalb sollte ja ein Handwerker her. Es fand sich auch recht schnell einer und ich empfand schon einen gewissen evolutionären Vorteil meiner Mutter gegenüber, die ein halbes Jahr auf ihren Maler warten musste, aber das war es seitdem auch.

Nach etlichen Mühen meinerseits und etlichem Vergessen seinerseits hatte ich es inzwischen immerhin zu einem Besichtigungstermin gebracht. Und das Zwischenergebnis, dass es heute losgehen sollte, kam auch zustande. So habe ich brav im Büro angesagt, dass ich heute eventuell etwas später erscheine (wo ich doch nur zufällig erfahren habe, dass ich überhaupt erscheinen muss und dass es an den Dienstagen mit Teammeeting kein Homeoffice mehr gibt) und dann wartete ich sehnsüchtig ab acht Uhr morgens.

Ach, was habe ich Handwerker auf der Straße vorbeifahren gesehen! Maler, Lackierer, Rohreiniger, Garten- und Landschaftsbauer… dicht drängten sie sich auf den angrenzenden Verkehrswegen.

Mein Maler war nicht dabei.

Mein Maler unterließ es auch, sein klingelndes Telefon zu erhören.

Just in dem Augenblick, als ich ihm gerade eine Nachricht schreiben wollte und mich noch in der Findungsphase befand, ob ich diese nun per WhatsApp, Signal oder SMS verschicke, da rief er an. Erst hatte er den Termin vergessen, dann behauptete er, wir hätten nochmal telefonieren wollen.

Interessant.

Wollen wir nächste Woche nochmal telefonieren oder den Termin lieber gleich festmachen? Hatte ich letzte Woche gefragt.

Na, dann lieber gleich.

Okay, Dienstag früh um acht.

Ich weiß nicht, was man daran falsch verstehen kann. Oder warum man sich nicht einen Zettel schreibt. Das nächste Mal schicke ich ihm ein Foto von dem Zettel, auf dem ich mir das während des Telefonats aufgeschrieben habe.

Wenn es denn ein nächstes Mal gibt. Ich stehe so kurz, wie das Wort so ist, davor, den Quatsch jetzt einfach selbst zu machen. Schließlich habe ich Anschlusstermine. Und vor allem ein Ziel.

Aber ach, mit ziellosem Hin und Her müsste ich mich ja ziemlich gut auskennen. Wenn ich es nicht sowieso schon gekannt hätte, dann spätestens seit heute. Zwar habe ich die Soko nicht geschafft, aber ich weiß trotzdem, dass Dienstag ist. Auch noch Dienstag mit Teammeeting. Das soll jetzt soziokratisch werden. Was mit mindestens Ruslana nicht geht, weil unsere Wohnungsbuchhaltung damit überfordert ist, die Energie, mit der sie zur Arbeit erscheint, einfach in einer Zahl zwischen null und zehn auszudrücken.

Eine halbe Stunde lang wurde also erstmal ausgetauscht, an welchem Extrem der benannten Skala wer ist. Als hätten wir sonst nichts zu tun.

Meine Energiekurve stach natürlich wieder zwischen den ganzen einfachen Siebenen, Achten und Neunen heraus. Aufgestanden bin ich mit zehn, weil der Maler kommen wollte. Dann sackte die Kurve schlagartig auf vier runter, weil der Maler eben nicht kam, und dann stieg sie langsam wieder an. Ich möchte jetzt nicht auf zehn sagen, aber doch ziemlich.

Zumindest bis zur Mittagspause. Danach habe ich eigentlich nur auf den Feierabend gewartet. Natürlich nicht, ohne mir die Wartezeit mit Arbeit zu vertreiben, aber ich hatte auch was vor.

Den Maler anrufen.

Der nicht ans Telefon ging.

Beim zweiten Versuch auch nicht.

Aber da war es eh sehr windig um mich rundrum. Eigentlich ja nicht, aber im Headset meines Telefons klang es halt sehr windig an der Ecke, an der ich meine Einkäufe vorbeitrug.

Na gut, eine Chance kriegt der Knabe noch. Wenn das Problem Ende der Woche nicht abschließend gelöst ist, mache ich es selbst. Ich habe genug graue Haare, ich brauche nicht noch den Stress mit einem Handwerker.

Das ist ja, als hätte ich so ein Schmuckstück zu Hause.

Und ob ich sowas wollen würde, muss ich mir erstmal ernsthaft überlegen.

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