Der Mai ist jetzt vorbei

Hm. Was war denn heut bei Findigs los?

Eine ganze Menge. Vor allem viele Leute auf dem Flur in den frühen Morgenstunden.

Ansonsten aber das Übliche.

Ruslana war wieder mal sauer. Weil niemand ihre Arbeit machen wollte. Erst fragte sie mich, ob ich eine Mitteilung über eine erhöhte Miete an den Geldgeber herausschicken würde. Aber ich antwortete ihr, dass das bisher immer die Pädagogen gemacht haben, aber, wie das aktuell läuft, müsste ja auch irgendwo in der Arbeitsanweisung verschriftlicht sein.

Daraufhin befragte sie Kathrin, die ihr riet, in die jeweilige Prozessbeschreibung zu gucken.

Weil ihr das aber auch zu kompliziert erschien, interviewte sie schließlich Claudia, die ihr dann die Prozessbeschreibung öffnete. Da stand Mietenbuchhaltung (namentlich also Ruslana) unter der Rubrik Zuständigkeit.

Tja…

Lautes Türenschlagen war die Folge. Aber was kann ich dafür, wenn es nun mal ihre Aufgabe ist und nicht meine? Und wieso rennt sie nacheinander zu drei Leuten? Ohne Nummer zwei und drei der Befragten darüber aufzuklären, dass sie schon an anderer Stelle eine Antwort erhalten hatte.

Ich kann so nicht arbeiten!

Keiner kann so arbeiten.

Und man kann nichts dagegen tun.

Doch, drohen.

Mit Kündigung oder Schwangerschaft oder zumindest der Anschaffung eines Hörschutzes. Der, wie wir wissen, auch nichts bringt, weil sie dann solange vor einem herumhampelt, bis man reagieren muss.

Na ja, zwei gute Dinge brachte der Tag. Gestern Abend habe ich endlich dieses schreckliche Buch ausgelesen. Darin ging es darum, dass ein Serientäter den ehemaligen Geliebten eines Frauenhelden den Zeigefinger abschnitt, nachdem er diese mit einem Kissen erstickt hatte. Alle Indizien wiesen stets auf den Helden hin, aber der hatte zum Tatzeitpunkt immer einen Blackout.

Außerdem wurde er im Roman recht schnell geläutert, denn er fand die eine Frau, auf die er sich nun festlegen wollte. Die am Ende auch noch entführt wurde, und dann stellte sich heraus, dass der Mörder der Sohn des Helden war, von dem er bislang gar nichts wusste, der jedoch während des finalen Polizeieinsatzes durch eine Kugel des ermittelnden Beamten verstarb.

Im Epilog gab es dann noch Flitterwochen, und am Ende war die Dame schwanger, und alles war wunderbar.

Trashig-romantisch-kitscherotisch.

Das Buch wanderte sogleich in die Zu-verschenken-Kiste. Es war das dritte in Folge, das derart aufgebaut war, und irgendeine Figur hatte immer goldbraune Augen. Das reicht jetzt. Der nächste Krimi, den ich gerade am Wickel habe, scheint all diese Eigenschaften dankenswerterweise nicht zu vereinen, aber ich komme auch nur auf meinem Arbeitsweg hinzu zum Lesen, zurückzu fahre ich mit Anne, jedenfalls meistens, und der habe ich auch von dem zweiten positiven Aspekt des Tages erzählt.

Mein Lieblingsmann lebt nämlich noch. Dem hatte ich vor elf Tagen geschrieben, aber er hat nicht geantwortet. Und er antwortet sonst immer! Heute früh beim Zähneputzen fiel mir dann aber ein, warum, denn heute hätte ein Termin angestanden, während dem er unmöglich sein Emailfach bewachen kann.

Prompt hat er mir geantwortet.

Ich hätte viel eher meine Zähne putzen sollen!

Das heißt ich habe das natürlich auch in den vergangenen Tagen mindestens zweimal am Tag gemacht, aber nie dabei an ihn gedacht.

Jetzt werde ich wahrscheinlich immer beim Zähneputzen an ihn denken.

Darüber habe ich mich jedenfalls sehr gefreut, und ich war auch erleichtert, weil ich mir schon Sorgen gemacht habe, weil sich zu allem Überfluss auch noch das Guthaben auf meinem Telefon spontan in nichts aufgelöst hatte, so dass ich nicht mal mehr telefonieren konnte (weil ich ja auch kein Festnetz habe), und dann kriege ich bald Besuch, nämlich am kommenden Sonntag.

Danach werde ich eine Kiste und drei Säcke weniger in meinem Wohnzimmer herumzustehen haben.

Und wenn ich richtig gut bin, gehe ich bis dahin auch nochmal meinen Kleiderschrank durch. Ich habe jetzt zwar säckeweise Kleidung an Bedürftige gegeben, aber die Türen schließen immer noch nur nach expliziter Anwendung körperlicher Gewalt.

Außerdem habe ich heute einen Zwanzigprozentgutschein eines Textilienhändlers bekommen, da muss ich auch noch hin.

Irgendwas gibt es ja immer, und ich werde es wohl nie lernen.

Popocreme und Pampers sind eigentlich kein richtiges Geschenk

Heute kam unsere ehemalige Azubine zum Babygucken. Sehr spontan. Schon bei dem Gedanken daran kreiste meine Anne wie ein Propeller durch ihr Büro, das dankenswerterweise recht klein ist. Eine genauere Zeitangabe ließ die Exkollegin nämlich vermissen. Im Grunde fehlte der ganze Emailtext, mit dem sie sich angekündigt hatte. Nur im Betreff stand Ich komme heute. Aha.

Und dann plötzlich klingelte es an der Tür, Kindergeschnatter auf der Treppe, Anne kreiste noch schneller. Oh Gott, oh Gott, was machen wir bloß?

Das Endergebnis ihrer einsetzenden Schnappatmung war, dass ich dann schnell zu Rewe gehopst bin, um Annes spontanen Einkaufszettel abzuarbeiten. Einmal Pampers, Größe zwei, das Kind ist für seine acht Wochen sehr groß, aber die Azubine ist ja auch groß. Und schwer. Dazu noch Popocreme mit dem Schaf drauf. Sie meinte Penaten.

Tja, aber das einzige Produkt von Penaten, das ich bei unserem Minimarkt fand, war einmal Puder für unter zwei Euro. Pampers gab es auch nicht. Nur Beste-Wahl-Windeln ab zwölf Kilo.

Ich griff mir todesmutig den attraktivsten Verkäufer. Der folgte mir auch zum Windelregal, beziehungsweise ich ihm, und dann erklärte er. Zu Hause nehmen wir immer die von Lidl, die sind super.

Ja, ich mag Lidl auch, aber es sollte ein Geschenk werden, und ich bin seit sechzehn Jahren aus dem Thema raus.

Er guckte etwas ungläubig.

Ich habe zeitig angefangen.

Wie alt warst Du denn da?

Einundzwanzig. Gelernt von Mutti.

Da hatte er dann den ungläubigen Blick wieder abgelegt. Und erzählte noch ein bisschen weiter. Während ich schon in heller Panik, weil dieser Laden so absolut gar keine Produkte für frischgeschlüpfte Erdenkinder vorrätig hatte, in der Tasche nach meinem Mobiltelefon kramte. Und es drängte ja die Zeit. Anne ging natürlich nicht ans Telefon. War ja klar, sie hatte ja Besuch da. Also Ruslana angerufen.

An ihr Handy geht sie beim Arbeiten ja immer.

Nur bei ihrem Bürotelefon sind diese Chancen nicht so gut.

Aber sie hat mich brav zu Anne runtergeschleppt. Haben die keine Gutscheine?

Ach, ja, richtig! Schon beim Betreten des Fachgeschäfts waren mir diese in die Augen gefallen. Und ich dachte noch Gut zu wissen…

Aber wissen und vergessen schließen sich ja nicht unbedingt gegenseitig aus.

Am Gutscheinregal wiederholte sich meine Ratlosigkeit kurzzeitig. Galeria Kaufhof oder H&M oder Ikea oder…. Aaah! Und dann fand ich ganz links unten versteckt einen für einen Baby- und Spielzeugfachmarkt. Na, wenn das nichts ist! Zarte Glücksgefühle machten sich in meinen Nervenbahnen breit.

Nur noch schnell bezahlen. Nur und schnell.

Natürlich nicht. Genau am Kopf der langen Schlange an der Kasse stand ein Rentner, der  ausnahmsweise mal zu einer Zeit eingekauft hatte, zu der kaum Berufstätige im Laden zu erwarten gewesen wären. Leider hatte er beim Griff zum Sechserträger Mineralwasser nicht darauf geachtet, dass bereits eine Flasche fehlte.

Er lamentierte.

Und lamentierte.

Also, entweder lasse ich mir einen vollen Sechser abziehen und hole mir einen neuen oder ich unterbreche den Vorgang, hole mir erst einen neuen und stelle mich dann hinten wieder an. Oder ich schlage mir kurz an die Stirn und kaufe einfach fünf Flaschen.

Ohne einen Vortrag zu halten.

Vor meinem inneren Auge sah ich schon die Azubine wieder nach Hause fahren. Mit dem Gedanken, dass ich sie nicht leiden kann, weil ich der Babyschau fernblieb.

Aber ich hatte in meiner desolaten Grundsituation ihr Sitzfleisch unterschätzt. Hat alles geklappt, sogar eingewickelt habe ich das Präsent noch schnell. Wir haben nämlich noch Geschenkpapier aus den Zeiten einer gewissen Frau Petermann am Lager.

Zwei Sekunden später war das Papier aber schon wieder ab, und der Babymarkt war genau das richtige.

Welch Erfolgserlebnis für diesen Tag!

Der schon scheiße anfing, weil ich nach dem Schlafen wesentlich müder war als davor. Aber auch hier war ich nicht alleine, denn unser Handwerker Hannes war ganz bei mir. Allerdings hat er mein Kommunikationsbedürfnis zu Feierabend leicht überschätzt und erzählte munter vom Pferd, während ich gestiefelt und gespornt schon fast in meiner Tür stand. Ich musste ihn aber loswerden, weil ich mein Telefon ja nicht mit nach Hause nehmen kann.

Das heißt ich könnte schon, ist auch schon vorgekommen.

Aber nicht bei mir.

Und das macht mich jetzt direkt ein bisschen froh.

Auch gewaschenes Geld ist gutes Geld

So, nun wäre dieses Wochenende also auch abgehandelt.

Der Polizeiruf gab in den dramaturgischen Längen sogar Gelegenheit, endlich mal diesen Brief vom Finanzamt zu öffnen.

Mir fehlen vier Euro.

Dann könnte ich den Urlaubsrestbetrag für dieses Jahr aus der Rückzahlung der drei vergangenen Jahre komplett bezahlen.

Aber ich habe heute auch Wäsche gewaschen, und beim Aufhängen fiel etwas zu Boden, was sich bei näherer Betrachtung als Fünfeuroschein erwies. Jetzt ist der Urlaub definitiv gerettet! Und ich habe sogar noch einen Euro extra.

Davon kriege ich immerhin ein Drittel einer Fahrradtagesmiete bezahlt. Wenn das Fahrrad keine Gangschaltung hat. Aber die brauche ich auch nicht.

Oder ich kaufe meinem Kind und mir einen Lolly. Es würde sogar jeder einen eigenen kriegen.

Wenn wir es denn mit Bonbons hätten.

Haben wir aber nicht.

Und jetzt muss das kleine Fundstück auch erstmal trocknen. Das Geldpapier ist ja im nassen Zustand immer so empfindlich.

Als ob ich ständig Geld mitwaschen würde… Früher mal Feuerzeuge, ja, aber mittlerweile prüfe ich alle Taschen vor dem Waschen. Was ich finde, darf ich behalten.

Kleingeld.

Oder benutzte Taschentücher.

Deren Auffinden mich immer ganz besonders freut.

Wenn es denn vorm Schleudern ist und sich keine weißen Flocken durch die Wohnung ziehen.

Und das Wort darf bedarf auch noch einer klareren Definition. Ist eigentlich nicht abgesprochen. Ich behalte das einfach, denn ich bezahle hier die Miete, den Strom, das Telefon und die Haftpflichtversicherung von meinen sauer verdienten Penunsen. Im Grunde darf ich also alles, ich muss es mir nur erlauben.

Zum Beispiel habe ich mir soeben erlaubt, den Fernseher auszuschalten. Es kam Anne Will, und ich muss die nicht gucken. Außerdem habe ich bei der Wortkombination Erdogans Durchmarsch die Lust am bewegten Bild verloren, denn die Verdauungsprobleme des Sultans interessieren mich einen Scheiß.

Da erschien mir der Internetartikel über die zehn sicheren Anzeichen einer Schwangerschaft schon wesentlich interessanter, auch wenn ich weiß, dass die unselig ausgedrückte Themenvorschau natürlich nicht auf Probleme mit der Darmflora abzielt.

Der Schwangerschaftsartikel bot auch wirklich bahnbrechende Erkenntnisse. Das Ausbleiben der Regelblutung zum Beispiel. Das stand da ernsthaft drin. Ich dachte immer, das weiß jedes Kind. Genau wie das Phänomen der morgendlichen Übelkeit. Die sich allerdings auch zu Mittag, zum Abend und zu anderen Tageszeiten einstellen kann, weil man als Schwangere besser riechen kann und entsprechend empfindlich ist, um den Embryo vor verdorbenem Essen zu schützen.

Saure Gurken mit Schlagsahne und Erdbeeren wären auch ein zarter Hinweis. Oder Tsatsiki dazu. Bauchschmerzen. Brustspannungen. Um es kurz zu machen: Wenn ich meine Symptome vor dem Hintergrund des Artikels mal genau überdenke: Ich bin schwanger.

Eindeutig.

Leider glaube ich nicht an Symptome, die eventuell auf etwas hindeuten könnten, sondern an den Schwangerschaftstest. Auch an den aus der Drogerie. Den ich mir sparen kann.

Wieder ein Tag ein Fahrrad.

Ja, und das habe ich auch im Internet gelesen: Wer seinen Urlaub gebucht hat, ist gleich viel entspannter.

Aber es hält danach nicht lange vor. Kenn ich. Immer, wenn ich nach drei Wochen wiederkomme und den Bockmist auf meinem Schreibtisch sortiere, den meine Urlaubsvertretung fabriziert hat, dann schwindet der schöne Effekt gleich ganz.

Aber wenigstens habe ich mich bei dem Gedanken an den Urlaub schon mal mit mir selbst auf einen Fototermin für meine neuen Passfotos geeinigt. Nach dem Urlaub, klar. Braungebrannt.

Am besten noch, bevor ich in der letzten Urlaubswoche, die ich in Berlin verbringen muss, wieder herumleide, weil mich die Stadt so nervt. Da bleibt aber auch nur ein kleines Fenster. Im Grunde fängt das schon an, wenn ich am Gesundbrunnen aus dem Zug steigen muss.

Ach nee: Wir fahren ja mit dem Fernbus.

Also, beginnt die Scheiße am ZOB.

Na, irgendwas ist ja immer.

Ich mache mir dann einfach ein paar warme Gedanken beim Fotografieren.

Beziehungsweise kalte, wenn es draußen sehr heiß ist.

Dies ist keine Aufforderung!

So, das Anbaden wäre erledigt.

Ich war heute im Werbellinsee schwimmen. Zwanzig Züge lang. Aber während ich danach das doch recht arschkalte Wasser vorsorglich verlassen habe, wollte Katja den See noch überqueren.

In der Breite allerdings, nicht in er Länge. Dann wäre ich jetzt auch noch nicht wieder zu Hause.

Am Anfang des Tages dachte ich ja noch nicht unbedingt das Beste, denn ich hatte Katja geschrieben, dass es reicht, wenn sie zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit losfährt, weil ich noch etwas brauchte. Und weil ich weiß, dass Katja gern eine Viertelstunde früher als besprochen vor der Tür steht, dachte ich, sage ich ihr mal, dass sie nichts verpasst, wenn sie mir diese Viertelstunde schenkt.

Sie antwortete, dass sie jetzt, also dreißig Minuten zu früh, mal langsam zum Auto geht… Und ich dachte schon… Aber sie hatte meine Post erst gelesen, als sie schon am Steuer saß, und fuhr dann ganz langsam und um viele Kurven, die sie eigentlich nicht bräuchte und so weiter, so dass sie am Ende nur sieben Minuten zu früh um meine Ecke bog, als ich noch keine Schuhe anhatte.

Und noch sehr früh in meiner Auswahlphase war.

Aber ich betrachte das jetzt mal als Fortschritt.

Und das Autofahren mit Katja und ihrem neuen Wagen ist auch sehr angenehm. Weil das Auto nur drei Zylinder hat und bis zum Abendbrot braucht, um auf hundert Stundenkilometer zu beschleunigen. Das ist mir lieber als andersrum, aber das wissen die meisten.

Das Navi blieb aus, weil ich schon ungefähr hundertmal zum Werbellinsee gefahren bin, einmal auch selbst, mit einem Auto, das ähnlich lange brauchte, um die hundert Kilometer in einer Stunde zu schaffen, und ganz intuitiv, ohne nach dem Weg zu fragen oder irgendwo die Route zu korrigieren, kamen wir an.

Beim Kaffeetrinken am Fischstand fiel mir leider auf, dass mir zwischen gestern früh und heute Mittag irgendwie fünfundzwanzig Euro aus dem Portemonnaie entlaufen sind, dabei habe ich gar nichts eingekauft, nur gedacht, dass ich die Scheine auch wirklich eingesteckt hatte, was nicht der Realität entsprach, und ich habe die Knete auch immer noch nicht wiedergefunden.

Das Restaurant neben dem Fischstand war leider schon voll besetzt. Deshalb Kaffee aus dem Plastebecher, aber wir wollten ja eigentlich baden und uns sonnen. Kekse und Würstchen hatten wir auch, also war erstmal die Chance, eine Hungernahtoderfahrung zu erleiden, relativ gering.

Zumal ich mit meinem unerwartet eingeschränkten Budget die Maischolle mit dem Spargel auch ohnehin vergessen konnte.

Was aber auch daran lag, dass das Restaurant für den Rest des Tages sehr begehrt blieb.

Und der See ist kalt. Hatte ich schon erwähnt, oder? Das Wetter war zwischenzeitlich auch nicht sehr motivierend, aber wo wir schon mal da waren… und nachher hätten wir uns bestimmt geärgert… und die Sonne lugte ja auch öfter mal hinter den Schäfchenwolken hervor… also, rein ins Nass.

Wenn man sich überwunden hat, ist das auch sehr schön. Nur eine Frau in Ufernähe krähte den halben See taub, weil sie das Wasser auch kalt fand. Ich teilte ihr den Wetterbericht mit, und dass es sehr schön ist, wenn man drin ist, und dass ich das nur mache, um morgen im Büro angeben zu können, was aber eher ironisch gemeint war, und es war mir ziemlich latte, ob sie das jetzt ernstnimmt oder nicht, und dann schwamm sie auch, weil für vierzehn Uhr Wasser und Blitze von oben angesagt waren.

Dieser Zustand ist immer noch nicht eingetroffen, und ich frage mich, ob er das je wieder tun wird. Ganz schön viel Optimismus für mich an einem Sonntagnachmittag.

Dabei habe ich schon wieder Feststellungen gemacht…

Weil der Autohändler Katjas Straße falschgeschrieben und ihr Auto jetzt ein Pankower ist, sie wohnt aber in Schöneberg, habe ich auf meinem Personalausweis geprüft, welche Angaben zur Adresse da eigentlich draufstehen. Keine Postleitzahl, das hätte ich wissen müssen. Aber, was ich nun noch weiß: Im kommenden November läuft mein Dokument ab.

So ein Schreck! Ich dachte, der güldet noch ein paar Jahre.

Jetzt muss ich ja wieder neue Passbilder machen lassen, weil das alte wirklich nicht mehr schön ist, und das geht ja auch sowieso nicht, weil es ja schon eingeschweißt im ablaufenden Exemplar ist.

Aber für neue Passbilder ist mein Gesicht gerade zu breit. Und dann bei den biometrischen Bildern heute… uiuiui.

Ich muss die Kohlenhydrate weglassen. Katja hat das auch versucht, man sieht auch was, aber ihre Mutter sieht nicht so viel. Und die meinte doch neulich, Katja soll unbedingt damit weitermachen, und ich hätte ja auch schon mal mehr Disziplin bewiesen.

Ja, habe ich.

Das stimmt.

Aber da gab es auch eine psychische Basis.

Da hatte ich nämlich gerade einen Ex wiedergetroffen, was mir prompt den Appetit vermieste, und das war dann der ausschlaggebende Punkt, nur langsam wieder an ein gewisses Normalmaß heranzukommen. Wo ich mittlerweile den Plan schon wieder leicht übererfülle.

Die ganze Sache funktioniert aber nicht mit jedem, muss ich dazu sagen. Und ich habe ja noch andere Exe wiedergetroffen. Mein Kindesvater hat zum Beispiel keinen Einfluss auf meine Ernährung, genauso wenig wie einer meiner Lieblingsmänner (immer noch, auch ohne Erotik, auch wenn das Internet sagt, dass, wer mit seinem Ex befreundet bleibt, ein Psychopath ist, und wenn das Internet das sagt, dann ist das eben so, denn was da steht, ist wahr, aber was machen dann all die vernünftigen Elternteile von Scheidungskindern, die ihre Kinder gemeinsam erziehen wollen? Alles Psychopathen werden, oder was?).

Daniel ist mehr so der Ich-muss-Schokolade-essen-Ex, alle anderen sehe ich nicht mehr, und der einzige, dessen plötzliches Erscheinen irgendeinen Einfluss auf meine Darmflora haben könnte, ist nun mal leider Magnus.

Keine Ahnung, warum, aber beim letzten Mal hat das sehr gut funktioniert.

Ich würde jetzt also sagen Bitte lauere mir an irgendeiner Ecke auf, ich muss im Herbst Passfotos machen.

Aber ich hoffe in Wirklichkeit natürlich ernsthaft, dass er das hier jetzt nicht gelesen hat.

Und vielleicht funktioniert das auch gar nicht mehr. Und schon gar nicht, wenn man es forciert. Und vielleicht könnte das auch jemand anderes. Und am besten wäre natürlich, ich motivierte mich selbst. Aber lassen wir das.

Und vor allem lasse ich mal die Kohlenhydrate.

Weg.

Ich habe ja noch einen Aal aus Altenhof da. Zu sieben Euro. Mein letztes Bargeld. Katja musste mich zum Essen einladen (nicht nur zum Autofahren). Aber der Aal hat keine Kohlenhydrate.

Am besten beschließe ich jetzt mal ganz spontan, eine plötzliche Angst vor Kohlenhydraten am Abend zu entwickeln. Ich weiß, dass ich das kann. Und zwar ganz alleine.

Ohne hässlichen Ex.

Und ohne hübschen Ex.

Oder irgendwas dazwischen.

Man(n) kann sich jetzt bitte selbst aussuchen, wer in welche Sparte gehört.

Noch so ein Tag

Der nicht vergehen wollte.

Aber was erwarte ich auch davon? Die Zeit sollte eigentlich nicht so rennen. Dann ist bloß wieder Geburtstag, und das ist ja auch nur so lange schön, wie man klein ist. Danach geht es nur noch bergab.

Das hört sich an, als wäre ich in leicht verstimmter Stimmung. Bin ich aber nicht. Ich bin nur froh, zu Hause zu sein.

Und dass sich mir heute eine ganz wunderbare Möglichkeit aufgetan hat. Mein Leergut loszuwerden. Das in der Küche vor sich hin gestapelt herumsteht. Meine Chefin will nämlich ganz viele Weißweinflaschen haben. Sie will Baumbeleuchtung für ihren Wald basteln.

Nun trinke ich zwar keinen Weißwein, überhaupt keinen Wein, aber Sektflaschen können ja auch hell sein. Ich frage mich nur, ob das politisch so gut ist, wenn ich am Montag mit einer Stiege leerer Flaschen im Büro erscheine. Ich meine, ich kann dann so oft, wie ich will, betonen, dass das die Ausbeute von Jahren ist, die nur nie jemand weggebracht hat, man wird mir das nicht glauben.

Und dann haftet mir womöglich der Ruf eines kleinen Hobbyalkoholikers im Büro an.

Und alle prüfen morgens mein Gesicht, ob es schon die berühmte Säuferbräune zeigt.

Dabei ist das, was in meinem Gesicht vielleicht ein bisschen rot ist, die geerbte Couperoseneigung von meiner Oma.

Es liegt keinesfalls daran, dass in meinem Kühlschrank eine Literflasche Rhabarberweinschorle auf mich lauert.

Aber das auch nur, weil Wochenende ist. Unter der Woche geht das nicht. Da muss ich ja tagsüber denken, und das tue ich am Wochenende nicht. Da liege ich in der Badewanne und lese mein Splatterbuch.

Irgendeins.

Das, bei dem ich gerade bin, ist auch schon wieder so ein wild romantisch geprägter Krimi. Ich weiß auch nicht. So langsam hängt mir dieses Gerne schon wieder zum Halse raus. Also, das mit der Fremdschämromantik. Erstickte Todesopfer mit abben Zeigefingern gehen. Die reizen mich.

Aber ich will auch wissen, wie es jetzt weitergeht und ob die Protagonistin wirklich so doof ist, sich mit dem anderen Protagonisten einzulassen.

Die Zeichen stehen ja sehr dafür.

Schlimm, schlimm.

Fällt mir nicht schwer

Im Grunde könnte der Tag heute der Zwilling von gestern sein. Überall um mich herum der blanke Wahnsinn und Menschen, die teilweise nicht besonders gut riechen. Zu Feierabend meldet sich spät noch ein Pädagoge, obwohl ich schon gestiefelt und gespornt in der Tür stehe und lediglich aus Mitleid ans Telefon gehe.

Also, aus Mitleid mit dem Anrufbeantworter.

Es gab schwerwiegende, buchhalterische Problemstellungen, Ruslana brüllte in Räume, in denen sich Menschen konzentrieren wollten, hinein, und meine Chefin hatte mir einen Zettel mit der Aufforderung Finde den Fehler! ins Fach gelegt. Mit Smiley.

Erst wollte ich mich damit trösten, dass überall Fehler geschehen können, aber dann wurde mir klar, dass ich den gar nicht gemacht habe, und dann habe ich die drei Fehler auch schnell gefunden und meine Chefin aufgeklärt.

Ich wurde gelobt, und mein anderer Chef klaut keine Kohlrabistücken wie der eine, sondern Bouletten direkt aus dem Kühlschrank. Dafür wurde der Bouletteneigentümer direkt zum Essen eingeladen.

Hm… was stelle ich denn morgen in den Kühlschrank, was mir gehört, aber der Chef essen will?

Am besten gar nichts, denn das gastronomische Angebot in unserem Büroumfeld ist dünn, und bei dem einen Restaurant gibt es viel zu viel Wild, Pilze und andere Walderzeugnisse.

Dazu muss ich sagen: Ich komme zwar aus dem Wald, kann aber mit Wild nicht allzu viel anfangen.

Dafür mit Professor Boerne. Den erwarte ich nun.

Danach bereite ich mich mental auf Freitag vor.

Was mir nicht sonderlich schwerfallen sollte.

Aber ich bin auch müde, und vielleicht kann ich dieses Glück deshalb gar nicht richtig fassen.

Gut gekauft – gern gekauft

Na ja.

Gestern eher nicht.

Der Rhabarbersaft ist mit Glukosefructosesirup, was das eines der schlimmsten Dinge ist, die man seinem Körper antun kann, das sieht man ja in Mexiko, wo der Markt vom billigen Maiszucker innerhalb kürzester Zeit überschwemmt wurde, was den Anteil der übergewichtigen Mexikaner drastisch erhöhte, und das Schöne daran: Mit TTIP werden auch wir Europäer daran teilhaben.

Dass die Diätindustrie einen noch größeren Nährboden als sowieso schon vorfindet.

Diätpulver sind auch scheiße.

Und im Flammkuchenteig war Palmöl. Auch nichts Gutes. Nicht für den Körper. Und nicht für das Weltklima. Weiß ja jeder. Man kommt leider kaum daran vorbei.

Es sei denn, man entscheidet sich dafür, alles selbst zu machen. Dafür habe ich nicht jeden Tag Zeit und Muße, obwohl ich sagen muss, dass es diese Phase in meinem Leben schon gab, und da ist mir das gar nicht aufgefallen, wie viel Zeit ich mit der Essenszubereitung verbracht habe, aber da habe ich auch noch nicht gebloggt. Und weniger Fernsehen geguckt. Ich glaube, ich hatte noch nicht mal Internet zu Hause.

Das waren noch Zeiten! Da bin ich ins Büro gegangen, auch wenn ich eigentlich nicht konnte, um meine Emails zu lesen und gegebenenfalls zu beantworten. Mache ich ja auch nicht mit jeder. Auch heute noch nicht.

Jedenfalls bin ich schon wieder am Überlegen, was ich esse, wenn TTIP kommt. Ich verstehe wirklich nicht, wie eine Bundesregierung sich auf so einen Scheiß einlassen kann, aber lassen wir das.

Obst und Gemüse sind toll.

Aber ohne Manipulation.

Kohlrabi zum Beispiel, den hatte ich heute.

Und dann kam mein Chef. Erst beschwerte er sich über den durchdringenden Geruch, und dann kam er an meine Schüssel und ergaunerte sich ein Stück. Sicher, damit er es selbst auch nicht mehr riechen muss. Ich meine, ich teile ja gerne, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten, und er hätte auch ein ganzes Stück gekriegt, wo er doch so nett nicht wirklich gefragt hat. Aber er griff sich genau das eine Stück, von dem ich gerade abgebissen und das ich zur Wahrung der Schreibtischhygiene kurzzeitig zurück in die Schüssel verfrachtet hatte.

Schneller als die Polizei erlaubt, verschwand es in der Ladeluke. Und ich gerade mit einer seiner Untergebenen am Telefon… Du hast echt einen Chef, sagte ich zu ihr, jetzt klaut er sich genau das Stück, von dem ich gerade selbst gegessen hatte.

Einen bedribbelten Gesichtsausdruck und meine herzliche Aufforderung, das jetzt gefälligst auch herunterzuschlucken, später war er wieder weg.

Und ich dann auch. Wegen Feierabend.

Nehmt einen Schlüssel mit, wenn Ihr nach oben wollt, riet ich zum Abschied, weil ich schon alles Erdenkliche auf meiner Etage verriegelt und verrammelt hatte, damit sich niemand unbefugterweise dort an irgendwelchen Geräten oder Vorräten zuschaffen macht.

Und dann aber ab. Ich würde jetzt zu gerne schreiben, dass das Wochenende naht, aber es ist erst Mittwoch. Obwohl ein guter Geist heute durchs Büro geschlichen war, der alle Kalender fleißig auf Donnerstag umgestellt hatte.

Sehr sympathisch.

Aber falsch.

Allerdings muss ich auch dazusagen, dass meine schon wieder pathologisch erscheinende Affinität zum Wochenende, die ich ja glaubte, abgelegt zu haben, nur daran liegt, dass ich, seitdem ich meine Ablage auf Stand gebracht habe, nicht so wahnsinnig viel zu tun habe. Manchmal langweile ich mich fast. Aber nur fast.

Nur wenn der Feierabend naht, dann stapeln sich Anrufe, Emails und andere Delikatessen auf meinem Weg in die Freiheit. Es ist wie ein Naturgesetz. Weil die Kollegen berufsbedingt vermehrt in den Abendstunden aktiv sind.

Hört sich auch an, als verwaltete ich ein Freudenhaus. Ist aber Jugendarbeit, und die Jugend geht tagsüber zur Schule, zumindest im Idealfall, und da arbeiten die Pädagogen abends.

Während ich das früh tue und mir abends einen Lenz mache.

So wie jetzt.

Und das ist auch gut so.

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass ich das auch verdient habe.

Jünger wird’s nicht

Ich überlege ja gerade, was heute überhaupt so los war.

Tagsüber nicht viel. Die Ringbahn fuhr im Zehnminutentakt im Berufsverkehr, was in einem gewissen Sardinenfeeling resultierte. Aber da stehe ich drüber. Das stört mich nur am Büchsenrand.

Arbeiten war auch wie immer, ich hatte eine Besprechung mit Gesine, da hampelte Ruslana in der Tür, die ich erstmal davon überzeugen musste, dass es unsinnig ist, dort stehenzubleiben und mich so lange anzustarren, bis ich reagiere.

Ich reagiere nicht!

Ich spreche mit Gesine.

Und das könnte ich stundelang tun.

Als Ruslana ihren Posten aufgegeben hatte, kam der Chef. Stellte sich in die Tür. Und starrte nun seinerseits Gesine an.

Und der ging nicht weg. Manchmal könnte man meinen, es ist ein einziges Irrenhaus, in dem ich da arbeite. Ich fühle mich jedenfalls pudelwohl. Und nach Feierabend war ich sowieso nicht mehr ansprechbar.

Weil ich dauernd an meinen Teppich und die drohenden Reinigungsarbeiten denken musste, weil doch Nele kommen wollte. Das hatte sich inzwischen so herauskristallisiert, ich war auch sehr froh darüber, und ich mag es ja ganz gern, wenn der Teppich zu derlei besonderen Gelegenheiten mal einfarbig rot ist.

Auch wenn ich mich dann immer kaum traue, mich zu bewegen.

Ich will ja auch gar nicht ins Bett.

Weil das gerade so gemacht aussieht. Aber es nützt nichts. Bedingt durch das Unwetter in der letzten Nacht, dessen Donner und Blitze mich über Gebühr wachhielten, bin ich heute extrem müde.

Schon den ganzen Tag.

Oder die Müdigkeit liegt daran, dass ich heute Blumen gekauft habe. In einem Blumenladen, der neben den üblichen Achtzigerjahregebinden auf Lilien spezialisiert zu sein scheint. Und bei Lilien kriege ich Beklemmungen. Und dann war da noch so ein Typ vor mir, der circa tausend Sonderwünsche hatte.

So viele, dass mich die Blumenverkäuferin mit meinem Gänseblümchen im Topf schnell vorzog. Dabei hatte ich mich schon mit meinem Topf nach draußen gestellt, damit ich nicht auch noch einen Lilienallergieanfall kriege.

Ist aber nicht passiert. Und Nele freut sich, dass sie nicht die einzige mit dieser Unverträglichkeit ist. Und ich kenne noch mehr leidende Leute, aber lassen wir das. Das Geburtstagsgeschenk war richtig, der Flammkuchen mit zweierlei Spargel und zur Hälfte mit Schinken ist am Ende seiner Backzeit doch noch fest geworden, heute gibt es kein Foto vom Essen, ich lasse jetzt auch alles, wie es ist, und werde mich in Kürze in eine waagerechte Position begeben, um die vergangene Nacht zu kompensieren.

Ab zwanzig Uhr fünfzehn antworte ich nicht mehr

Da war aber heute wenig los im Staate Internet. Ich habe mich so gelangweilt, dass ich das Erlebnis Abwaschen über den kompletten Nachmittag verteilt habe.

Und dann wollte ich was gucken, was in der Fernsehzeitschrift stand. Aber das kam im Fernsehen nicht.

Und so fand ich mich plötzlich vor Dirty Dancing wieder.

Ich haderte. Dafür, dass ich den Film eigentlich mitsprechen kann, ist er mir einfach zu lang. Außerdem war mir just in diesem Augenblick eingefallen, was ich an diesem Nachmittag eigentlich geplant hatte. Ich wollte zwölf Briefe verschicken. Zumindest einpacken und morgen wegbringen.

Der Kompromiss lautete: Mit einem Ohr hörte ich Dirty Dancing und mit dem anderen pinselte ich Adressen und Absender auf Briefumschläge mit Luftpolsterfolie innen. Schreibt sich ein bisschen scheiße.

Und ich bin wohl mehr Berlinerin, als ich es bisher von mir annahm. Denn wenn ich Kulturfabrik und Braugasse schreiben soll, dann schreibe ich schnell – und zwar auch, weil ich in Gedanken zu oft schon in der nächsten Zeile bin – Kulturbrauerei. Liegt nahe, aber die steht in Berlin und hat überhaupt nichts mit der Kulturfabrik in Hoyerswerda zu tun.

Am Ende habe ich den Stapel auf meinem frisch gereinigten Couchtisch zur Sicherheit nochmal explizit durchgeguckt: alles richtig. Die These, dass Freizeit doof macht, scheint keinen besonders großen Wahrheitsgehalt zu haben.

Na, vielleicht doch. Wenn man bedenkt, dass mein größtes Problem gerade ist, dass ich nicht weiß, ob ich mir den Tatort angucken soll oder doch lieber den Krimi in ZDFneo.

Wahrscheinlich fange ich in der Mitte sowieso wieder an, etwas anderes zu machen. Und höchstwahrscheinlich komme ich nicht mal bis zur Mitte.

Eins mache ich aber nicht: Ich antworte niemandem, der sich den ganzen Tag nicht gemeldet hat, wenn derjenige sich pünktlich zur Tatortzeit meldet. Davon gehe ich jetzt aus. Ist ja auch immer so. Solange ich mich langweile, meldet sich niemand, keiner geht ans Telefon (ich rufe auch ganz selten mal Leute an), es gibt auch sonst wenig Interaktion.

Aber sobald was Spannendes im Fernsehen läuft, ich lese, stricke, esse, dann geht es plötzlich los.

So, als wäre draußen Bombenwetter, und niemand ist vor dem Abend zu Hause.

Hm.

Von hier drinnen kann ich das zwar eigentlich schlecht beurteilen, weil ich mein Fenster immer noch nicht geputzt habe, aber ich glaube, heute war auch Bombenwetter. Nur ich habe es wieder nicht geschafft, weiter als bis auf den Balkon zu kommen.

Ich hätte ja was unternehmen können.

Hab ich aber nicht.

Und jetzt muss ich damit klarkommen.

Aber ich werde das schon schaffen.

Wir machen weiter mit: Johanna von Koczian

Das bisschen Haushalt

Gab es eigentlich noch andere Lieder, die von der Koczian intoniert wurden? Ich habe gerade keine Ahnung. Leider übersteigt meine Demotivation derzeit meine Neugier, so dass ich das jetzt mal nicht recherchiere.

Und überhaupt: Das bisschen Haushalt ist sehr wohl ein Problem.

Vor allem, wenn man sich zu viel vorgenommen hat und dann zwischen den kleinen Einzelbaustellen hin und her schwankt. Das schöne Wetter ist draußen, und ich habe zumindest angefangen, das Geschirr einzuweichen.

Dann aber ließ ich mich ablenken. Davon, im Internet herauszufinden, wie lange man Sauce Hollandaise im Kühlschrank aufbewahren kann.

Bis morgen, sagte das Internet, und das ist gut, denn dann muss ich jetzt nicht zum verkaufsoffenen Sonntag eilen, um Kartoffeln zu kaufen, sondern kann das ganz in Ruhe morgen, am verkaufsoffenen Montag machen.

Wenn ich den Tag, beziehungsweise seinen offiziellen Teil, überlebt habe. Aber das mache ich ja immer. Überleben. Es fühlt sich nur vorher nie so an, als ob das möglich sein könnte. Aber das ist es, und der nächste Freitag kommt bestimmt. Und mit ihm ein ausgefülltes Wochenende.

An diesem habe ich noch alle Hände voll zu tun, eine Kiste in meinem Wohnzimmer von einer Ecke in die andere zu schieben. Und immer, wenn ich endlich denke, sie final optimal abgestellt zu haben, fange ich an, auf den Möbeln in unmittelbarer Nähe Staub zu wischen.

Was in der Folge dazu führte, dass ich die Bücherkiste jetzt schon dreimal abgewischt habe. Und eigentlich gehört die mir ja gar nicht, ich habe sie vielmehr für einen Menschen meines näheren Umfelds abgeholt, der sie nun seinerseits bei mir abholen soll. Aber der antwortet nicht auf meine Frage bezüglich eines geeigneten Termins, und eigentlich könnte man diesen Verwaltungsakt auch dahingehend verschlanken, dass er sie direkt selbst abholt, denn das ginge auch am Wochenende, nur das weiß der Mensch nicht, und ich koche ihm auch sehr gerne mal einen Kaffee.

Aber ich bin aktuell auch recht milde in allen Lebensbereichen gestimmt. Es gab Erdbeeren und rohes Fleisch zum Frühstück.

Ich bin also nicht mal ansatzweise dazu in der Lage, schlechte Laune zu entwickeln.

Und zur kulturellen Umrahmung meines mittäglichen Daseins gab es noch eine Tierdoku auf ZDFneo. Erst Hunde, dann Katzen. Und die alten Römer sind schuld. Die haben die Stubentiger hier eingeschleppt.

An irgendeiner Sache waren sie noch schuld, aber das habe ich vergessen. Ich weiß nur noch, dass sich die Ägypter den Schädel rasiert haben, wenn ihr Hund gestorben ist. Ein schöner Brauch, finde ich. Und erst nach siebzig Tagen, wenn die Mumifizierung abgeschlossen war, war auch die Trauerzeit vorbei.

Wieder was gelernt, und so kann ich jetzt auch Speisereste von Tellern waschen gehen. Wobei den größten Teil das kochend heiße Einweichwasser erledigt haben sollte.