Ein Einhorn muss her!

Das war so meine Idee am Sonnabend.

Nee, war schon am Freitag.

Da hatte ich Bonnie beim Einkaufen getroffen. Beziehungsweise sie mich. Ich stand ganz unschuldig an der Kasse bei Rewe, als plötzlich etwas an meiner Jacke zuppelte. Moooment, dachte ich.

Aber es war Bonnie, kein irrer Triebtäter, der sich mich ausgesucht hatte.

Ja, und Bonnie habe ich dann erzählt, dass ich gerne Einhornweihnachtskekse backen würde. Das hatte sie gleich Katja erzählt, und dann waren die beiden zufällig bei Nanunana, und Katja hätte mir fast eins gekauft. Aber sie dachte dann, dass das Horn bestimmt immer gleich beim Backen abbricht, deshalb entschied sie sich dagegen. Natürlich nicht, ohne mir gestern davon zu berichten.

Ich also heute nach vollzogenem Werk hurtig zu Nanunana und Einhörner gesucht.

Gefunden.

Leider viel schöner als die bei Depot.

Und zweieinhalb mal so teuer.

Gut, es gab auch eins für drei Euro, aber das für fünf hatte es mir dann doch eher angetan. Das habe ich mir gegönnt. Ich Luxusluder.

Nach diesem Tag allerdings kein Wunder. Ja, ok, er fand im alltäglichen Wahnsinn statt, aber wenn das kein Grund ist, sich einen Einhornkeksausstecher zu kaufen, dann weiß ich auch nicht, was sonst einer sein sollte.

Es fing damit an, dass unsere gute Gudrun urplötzlich im Raum stand, auf meine Kakis deutete und fragte, ob ich die mit Schale esse.

Nee, ist mir zu hart. Und dann schmecken sie ja nicht.

Ja, mir auch nicht. Aber ich war letztens mal woanders, und da haben die ihre Kakis alle mit Schale gegessen. Das fand ich merkwürdig. Die anderen fanden mich merkwürdig.

Ach, Gudrun, Du bist nicht allein. Es ist völlig normal, Kakis zu schälen. Zur Not können wir auch gern eine Selbsthilfegruppe gründen.

Aber ich gründe schon eine mit Bernhard. Der ist bei uns im Büro der einzige außer mir, der keine Spülmaschine hat. Wir haben zwar die saubereren Fingernägel, aber die anderen bemitleiden uns trotzdem. Na, die wissen eben nicht, was gut ist. Abwaschen ist zum Beispiel total gut. Good old Handarbeit rockt nämlich total!

Sage ich jetzt. Wo das ganze Besteck noch einweicht.

Bis ich dahin kommen konnte, hatte ich heute schon die Mordkommission am Telefon und eine weinende Gesine im Büro. Weil ihre Tochter eine schlechte Note bekommt, und dann regt sich dieses Kind immer so auf, weil sie zwar alles kann, aber in Prüfungssituationen immer nervös wird.

Das kommt mir bekannt vor. Das hat sie von Gesine. Die wird ja auch immer nervös bei der Arbeit.

Ferner hat noch Pia angerufen. Eine halbe Stunde haben wir eine Nummer gesucht. Die brauchte sie, um sie irgendwo einzutragen. Nicht, dass wir uns nicht nebenbei noch über tausend andere Sachen unterhalten hätten…

Zum Beispiel, wo wir unsere letzten runden Geburtstage gefeiert haben. Ich meinen Vierzigsten bei Ikea, sie ihren Dreißigsten im Indoorspielplatz. So richtig mit Hüpfburg, Kindersekt und Bänderriss bei dem einen Grufti.

Ich war ja ganz neidisch. Und überlege nun, ob so ein Spielplatz nicht vielleicht genau der richtige Ort für unsere nächste Firmenweihnachtsfeier wäre. Allerdings frage ich mich auch, ob ich wirklich mit den ganzen Pädagogen auf die Hüpfburg will.

Aber es sind ja nicht alles Pädagogen. Das weiß ich, seitdem der Chef mir die jährliche Statistikmeldung vererbt hat. Da musste ich nachgucken, wer eigentlich was ist bei uns. Es gibt ja auch noch normale Erzieher. Und Psychopathen, sagte ich im Rahmen meines dazugehörigen Berichtes zu Pia.

Sie lachte. Neben mir befand sich gerade unsere Hauswirtschafterin. Und alle drei anwesenden Frauen hatten beim Fachbegriff Psychopath dasselbe Gesicht vor Augen.

Ein schöner Moment. Und wenigstens ein Trost. Wo sie doch unseren Arschlochkollegen wieder aus den USA herausgelassen haben. Der heute in meinem Büro saß und drei Leute damit beschäftigte, die Einladungskarten für den Geburtstag seiner Tochter auszudrucken.

Ich habe diesen Ort des Schreckens dann fluchtartig verlassen. Soll doch Bernhard die Verwaltungskostenpauschale in Rechnung stellen.

Obwohl… nee, kann er nicht. Das mache ja ich.

Aber ich war zu beschäftigt damit, den neuen Kollegen von meinen wüsten Traumszenarien zu erzählen. Jetzt halten die neuen mich also endlich auch für leicht verhaltensoriginell. Dabei habe ich den ganz frischen aus der vergangenen Nacht schon weggelassen.

Der wäre aber auch zu leicht zu deuten gewesen. Ich brauche Urlaub wäre die erste Aussage.

Denn ich befand mich in Begleitung einer Gruppe in einer Ferienhütte. Und beim abendlichen Nachhausekommen habe ich mich hinter der Holztür vom örtlichen Plumpsklo vor einem gewissen Idioten versteckt. Es könnte auch eine Umkleidekabine gewesen sein. Auf jeden Fall habe ich mich dahinter verborgen und ächzte dort leise unter meinen Rückenschmerzen.

Er hat mich schnell gefunden.

Aber es gab in der ganzen Hütte, die wir zusammen und irgendwie wohl zu zweit bewohnten, nur ein einziges Bett.

Oje, oje, oje.

Na, egal, ich habe einen Einhornausstecher.

Zwar fühle ich mich etwas krank, aber ich habe einen Einhornausstecher.

Für heute muss das reichen.

7 Gedanken zu “Ein Einhorn muss her!

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