Lass Dein Handy in der Tasche

Was für ein schöner Tag.

Er fing mit einem Teammeeting an. Dreizehn Punkte, alles pillepalle. Zum Beispiel, dass wir an unseren Arbeitsplätzen die Handys in der Tasche lassen sollen. Anne setzte zu einer großen Rede an. Etliche Kollegen aus den externen Bereichen hätten sich beim Chef beschwert, dass die Verwaltung so viel Zeit zu haben scheint, um am Privattelefon zu hängen.

Das geht nicht. Das schädigt unser Image, das ohnehin schon recht schwer ist, weil immer alle denken, dass wir keine Gelder generieren (na, ich kann ja mal das Rechnungenschreiben für sechs Wochen einstellen, und die Personalverwaltung ihre Arbeit, dann werden sie schon sehen).

Deshalb: neue Dienstanweisung: Das Handy bleibt in der Tasche! Die Muttis dürfen es so einstellen, dass sie es dann auch hören.

Gesine hat sich vielleicht aufgeregt! Welche Kollegen wohl die Chupze besitzen, so etwas zu Gehör zu bringen. Ihre Aufregung steigerte sich noch in den Arbeitstag hinein. Und das, wo sich doch Gesine sowieso schon immer so aufregt.

Ich habe ihr dann im Vertrauen gesteckt, dass Anne sich die Beschwerde nur ausgedacht hat. Um Jens durch die Blume zu sagen, dass er nicht den ganzen Tag an seinem Handy spielen soll. Selbst Kathrin, welche ja nun seit zwei Monaten in Abwesenheit verweilt, ist gleich aufgefallen, dass sie ihn entweder am Handy sieht oder beim Teekochen. Wobei er sein Handy in der Hand hat.

Der spielt. Den ganzen Tag. Claudia weiß das auch. Aber sie macht nichts. Ist halt doch nur eine Halbleiterin, diese Kollegin.

Der Jens hat die neue Anweisung auch brav ins Meetingsprotokoll getippt.

Und dann munter weitergespielt.

Na toll! Da hat Anne extra drei Tage an dieser Rede gearbeitet und Vorfälle erfunden, und dann hält sich ausgerechnet die einzige Person, auf die das alles zielte, nicht daran. Mann, der soll arbeiten! Letzte Woche hat er so viel liegengelassen, dass Gesine schon jeglichen Erholungseffekt eingebüßt hat.

Die Gute war heute schon wieder so vergesslich – ich wusste besser, was sie gerade eben gemacht hat als sie selbst. Und ich gucke ihr jetzt auch nicht den ganzen Tag über die Schulter.

Hab ja auch andere Sachen zu tun. Meinen Haufen rechts auf dem Schreibtisch zu bearbeiten, zum Beispiel. Der Stapel ist auch heute wieder kleiner geworden. Vornehmlich, weil ich mich entschlossen habe, mit den Vorgängen, an die ich mich kaum zu erinnern vermag, kurzen Prozess zu machen. Wozu haben wir schließlich dieses Gerät, das so lustige Streifen aus Papieren schneidet?

Immer rein damit!

Jeder Zettel zählt!

Natürlich hebe ich Erinnerungswertes durchaus auf. Da habe ich so eine Art Haufenrotationsprinzip entwickelt. Welches daraus besteht, dass ich die Zettel, die ich gerade nicht weiter bearbeiten kann, einfach untendrunter schiebe.

Funktioniert!

Könnte man so sagen.

Wenigstens das.

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